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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Brugs Beste: Nr. 23 Matthias Goerne als Göttervater und in Gastrollen

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coshnouwyaa3llnAls fleißigstes Aufnahmebienchen brummelte dieses Jahr der Bariton Matthias Goerne durch den Klassikgarten. Obwohl er ja physiognomisch eher eine Hummel ist. Wir sind schwer beeindruckt! Nicht nur, dass harmonia mundi seine exzellentes Schubert-Schnüffeln in acht Folgen zur tollen Kiste gebündelt hat. Er hat auch noch vier weitere Veröffentlichungen zu verzeichnen, auch wenn er bei zweien nicht die Hauptsache ist, aber doch ein wunderbar vokalen Nebenpart hat. Eine wirkliche Gastrolle nimmt Goerne bei der forschen, flotten Neuaufnahme des Schubert-Streichquintetts C-Dur mit dem Quatuor Ebène ein. Die vier französischen Jungs haben sich dazu den stilistisch passgenauen Gautier Capuçon als zweiten Cellisten ausgesucht. Und haben extra für den vorbeireisenden Sänger (und Laurène Durantel am Kontrabass) ein paar Lieder zur genießerischen Schubertiade arrangiert. Schick. Gelungen ist Goerne auch als CD-Füller nach der von Josp Pons an der Spitze des BBC Symphony Orchestra souverän dirigierten, auf dem Scherzo der Auferstehungssinfonie basierenden Mahler-Überschreibung Sinfonia von Luciano Berio. Zu deren widerstreitenden Gefühlsdarstellungen addieren sich perfekt die baritonalen Schattierungen in zehn frühen, ebenfalls von Berio orchestrierten Mahler-Liedern. Matthias Goerne singt die ungewöhnlich nachdenklich, nobel, genau dem Text nachhörend. Als verharre er noch in dieser Stimmung, so interpretiert er auf seiner dritten CD mit dunkelsamtig-sattem Volumen die Vier ernsten Gesänge von Johannes Brahms. Es ist erstaunlicherweise seine erste, diesem Komponisten gewidmete Sammlung. Für die er sich mit dem ihm eng vertrauten Christoph Eschenbach einen engagierten, zart zudrückenden Brahmsianer als Klavierpartner ausgesucht hat. Brahms’ Liedvermächtnis, dass Goerne profund ausdeutet, ohne je zeigefingernd überdeutlich zu werden, kombiniert er mit dessen Liedern und Gesängen op. 32 sowie fünf Liedern nach Gedichten von Heinrich Heine. Und dann bewegt sich Goerne, der die Oper immer nur als schönen Schritt vom Wege ins einer Lied- und Konzertkarriere betrachtet hat, ziemlich wagemutig aus seiner Komfortzone: Nch dem Wotan im „Rheingold“ von letzten Jahr hat er nur „Die Walküre“ folgen lassen, wieder mit dem strengen, sinfonisch vorgehenden, aber eben auch zurückhaltenden, etwas zu langsamen Jaap van Zweden und dem – jawohl – Hong Kong Philharmonic Orchestra. Als Mischung aus Konzerten und Nachsitzungen ist das bisher eine erstaunlich runde Wagner-Sache geworden. Auch wenn die Sänger unterschiedlich gut aus den Boxen kommen. Petr Langs mezzosatte Brünnhilde ist Geschmacksache, Michelle de Young Frick doch sehr keifig; so wie auch Falk Struckmann als Hunding nur noch röhrt. Gut Stuart Skelton als durchschlagskräftiger Siegmund, vibratosatt die Sieglinde Heidi Meltons. In diesem Umfeld ist Goernes Göttervater Vokalbalsam. Fokussiert, wunderbar in der Diktion und Wortgestaltung, ohne Heldisches Metall, aber mit schlankem, nie dünnem Klang. Wir sind gespannt auf den Wanderer, der im Januar in China ansteht. Und man muss konstatieren: Goernes gaumiger Bariton lässt auch heute noch die Töne weich fließen, er liebt das Verhangene, den stimmungsvollen Halbschatten. Doch hat er längst eine Vielzahl von Farbnuancen im Angebot, auch weiß er um die souveräne Intensität des Leisen.

Franz Schubert: Streichquintett und Lieder. Quatuor Ebène, Gautier Capuçon, Matthias Goerne (Erato); Berio/Mahler: Sinfonia, 10 Lieder. BBC Symphony Orchestra, Synergy Vocals, Matthias Goerne, Josep Pons (harmonia mundi); Johannes Brahms: Vier ernste Gesänge, Lieder nach Gedichten von Heinrich Heine, Lieder und Gesänge op. 32. Matthias Goerne, Christoph Eschenbach (harmonia mundi); Richard Wagner: Die Walküre. Petra Lang, Heidi Melton, Michelle de Young, Matthias Goerne, Stuart Skelton, Falk Struckmann u.a., Hong Kong Philharmonic Orchestra, Jaap van Zweden (Naxos)

 

 

 

 

 

 

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