Die Berliner wollten ihn nicht, jetzt hat die Schweiz zugegriffen: Der neue Chefdirigent des Lucerne Festival Orchestra heißt Riccardo Chailly. Er tritt die Position mit Beginn des Sommer-Festivals 2016 an: Am 12. August 2016 wird er das Festivalorchester im Eröffnungskonzert zum ersten Mal leiten – mit Gustav Mahlers Achter Sinfonie. Riccardo Chaillys Vertrag ist auf fünf Jahre angelegt und sieht vor, dass er das Orchester in vier bis fünf Konzerten während der Festivalsommer dirigiert. Claudio Abbado, der das Lucerne Festival Orchestra 2003 zusammen mit Intendant Michael Haefliger gegründet und elf Jahre lang geleitet hatte, war am 20. Januar 2014 verstorben.
„Ich freue mich außerordentlich, dass mit Riccardo Chailly ein großartiger Künstler als Chefdirigent des Lucerne Festival Orchestra gewonnen werden konnte», kommentiert Intendant Michael Haefliger. „Arturo Toscanini rief 1938 dieses einzigartige Sinfonieorchester ins Leben, Claudio Abbado hat es 2003 wiederbegründet und zu Weltgeltung gebracht. Mit Riccardo Chailly übernimmt zum dritten Mal ein großer italienischer Dirigent die Leitung des Lucerne Festival Orchestra. Als herausragende künstlerische Persönlichkeit wird auch er neue starke Akzente setzen.“
„Für dieses herausragende künstlerische Projekt verantwortlich zu sein, das Claudio Abbado initiiert hat, ist nicht nur ein Privileg, sondern berührt mich zutiefst“, erklärt Riccardo Chailly. „Seit der Zeit, als er mich im Alter von 18 Jahren zu seinem Assistenten an der Scala ernannte, war Abbado mein Vorbild und dann mein Bezugspunkt und lebenslanger Freund, in tiefer Verbundenheit bis zum Ende. Ich arbeite mit Michael Haefliger seit vielen Jahren stets mit vollem künstlerischen Einverständnis. Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit ihm eine wirkliche Gelegenheit ist, das musikalische Profil des Orchesters und des Festivals weiterzuentwickeln, sowohl in der Schweiz als auch weltweit, so wie es das Festival verdient.“ Freilich wird das Orchester mit dem vielbeschäftigten Chailly nicht die Exklusivität haben, die es mit Abbado verband. Der war in seinen letzten Jahren sonst nur noch in seinen drei Berliner Konzerten mit einem Sinfonieorchester zu erleben. Man wird sehen, ob die Kundschaft diesem exzeptionellen, aber teuren Orchester weiter die Freundschaft hält und wie dieses zukünftig zusammengesetzt sein wird.
Riccardo Chailly, 1953 in Mailand geboren, ist seit 2005 Gewandhauskapellmeister des Gewandhausorchesters Leipzig und seit Januar 2015 Principal Conductor an der Mailänder Scala. Er studierte in Perugia, Rom und Mailand und wurde im Alter von 18 Jahren Assistent von Claudio Abbado an der Mailänder Scala. Von 1988 an leitete er 16 Jahre lang als Chefdirigent das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam. Regelmäßig dirigiert er die wichtigsten Sinfonieorchester in Europa und den USA: die Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das London Symphony Orchestra und das Orchestre de Paris, das New York Philharmonic, das Cleveland Orchestra, das Philadelphia Orchestra und das Chicago Symphony Orchestra. Er gastierte immer wieder an den großen Opernhäusern wie der Metropolitan Opera New York, dem Royal Opera House, Covent Garden, in London, der Bayerischen Staatsoper in München oder dem Opernhaus Zürich. In Luzern ist Riccardo Chailly seit 1988 kontinuierlich zu Gast, mit dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam und mit dem Gewandhausorchester Leipzig.
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