Wenn sich Liz Hurley und Kyra Knightley, Kim Kadashian und Kanye West, Vanessa Beecroft und andere Miet-Celebrities irgendwo auf einem roten Valentino-Teppich treffen, dann wäre das hier nicht der Rede wert. Ein bezahlter, sogenannter Society-Termin für die Klatschmagazine zur besseren Verkäuflichkeit von ein paar Luxusfetzen und der daran hängenden Sonnenbrillen-, Taschen- und Parfüm-Franchises eben. Doch diesmal fand er letzten Sonntag in der römischen Oper statt. Die ist ein herzlich zweitklassiges Haus und machte in letzter Zeit eigentlich nur durch beständigen Fast-Bankrott, den mit viel Theaterdampf inszenierten Abgang des teuer bezahlten Teilzeit-Musikchefs Riccardo Muti und zuletzt 2014 durch das fatale, jetzt die Vokalfetischistenwelt quälenden „Manon Lescaut“-Zusammentreffen von Anna Netrebko und ihrem stimmlich ihr nicht das Wasser reichen könnenden Ehemann Yusif Eyvazov von sich reden.
Nun aber durfte dort, finanziell großzügigst unterstützt vom braungegerbt fast-mumifizierten Valentino und seinem Ex-Lover und Immer-noch-Geschäftspartner Giancarlo Giammetti, Sofia Coppola ihr Operndebüt als „La Traviata“-Regisseurin geben. Fachpresse ausdrücklich nicht erwünscht – und auch nicht anwesend. Man dinierte vorher in schönster „Der Leopard“-Manier im grandiosen, immer noch in Privatbesitz befindlichen Palazzo Doria-Pamphili neben Gemälden von Caravaggio und Velazquez und defilierte tags darauf in der optisch nicht sonderlich ansprechenden Oper in Bahnhofsnähe mit allem, was der Kleiderschrank und die Valentino-Verleihe hergaben. Eine Premiere als Laufsteg, Verdi war hier, mit einer mittelmäßigen Besetzung, nur nette Nebensache. Das war fast so wie früher, nur dass damals noch die Reichen und Schönen die ganze Rechnung selbst beglichen haben.
Und Signora Coppola? Die wurde von Valentino angeblich schon anlässlich ihres „Marie Antoinette“-Films von 2006 als genuines Opernregietalent erkannt, was sie jetzt doch nicht darin hinderte, ihre Darsteller vornehmlich als Clothhorses auf der „Traviata“-Szenerie in Roben der Valentino-Designer (natürlich auch in signaturrot) sinnfrei herumstehen zu lassen. Dabei durfte sich Sofia Coppola (musikalisch erblich vorbelastet doch immerhin durch den komponierenden Großvater Carmine) bereits als 19-jährige 1990 im dritten Teil des „Paten“ in einer der grandiosesten Filmopernszenen als Mary Corleone vor der Tür des Teatro Massimo in Palermo anstelle ihres Vaters Al Pacino erschießen lassen, während drinnen ihr Bruder als angehender Tenor den Bühnentod in „Cavalleria Rusticana“ starb. Hat aber schon damals nicht genützt: Sie wurde als schlechteste Darstellerin des Jahres mit der Goldenen Himbeere ausgezeichnet. Die verleihen wir ihr hiermit ebenfalls als Opernwerberegisseurin des Jahres.
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