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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Nelsons nächstes Jahr? Neues vom Bayreuther „Parsifal“-Drama

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Christian-ThielemannDas süße Lied verhallt einfach nie, denn Christian Thielemann ist ein Virtuose darin, zu flöten: „Ich bin es nicht gewesen“, das soll der Musikdirektor in Bayreuth seinem Orchester in einer markigen Hauruck-Rede vor versammelten Frauen und Mannen zum Abgang des „Parsifal“-Dirigenten Andris Nelsons erklärt haben. Worauf diese einigermaßen schmallippig reagiert haben sollen. Diese Phrase, sie zieht sich durch alle seine im Streit beendeten Engagements, ob Nürnberg, die Deutsche Oper Berlin, die Münchner Philharmoniker. Schuld sind immer andere – an Krise, Verstimmungen, Eklat. Fast möchte man Thielemann noch den legendären Erich-Mielke-Satz „Ich liebe euch doch alle!“ anheften.

Immerhin besteht im aktuellen Katastrophenfall Hoffnung. Andris Nelsons, der sich so überraschend den angeblich wohlmeinenden, aber wohl im Ton danebenliegenden Maßregelungen durch den Kollegen entziehen wollte, hat einen Zwei-Jahres-Vertrag für den „Parsifal“. Die Festspielleitung hat den 37-jährigen Letten nun zwar für dieses Jahr entbunden, möchte ihn aber in der kommenden Saison, wenn sich die emotionalen Wogen hoffentlich wieder geglättet haben, gerne wieder auf dem alten Stuhl im mythischen Abgrund sitzen sehen. Und für diesen Sommer wird jetzt händeringend angemessener Ersatz gesucht. Denn Thielemann wird es, obwohl als Musikdirektor für solche Fälle als Einspringer vorgesehen, nicht sein. Weil er verstockt nicht will oder weil ihm die Festspielleitung diesen Triumph nicht gönnen mag?

Der Auslöser für den wohl schon schwellenden Konflikt, der inhaltlich rein gar nichts mit Uwe Eric Laufenbergs Inszenierung zu tun hat, soll eine bereits am Mittwoch vor einer Woche abgehaltene Akustikprobe mit Klavier für die Blumenmädchenszene auf der Bühne im „Parsifal“-Bühnenbild gewesen sein. Das war zu knallig, deswegen suchte man zunächst nach dynamischen Lösungen, fand schließlich aber eine mit anderem Material. Auf jener Probe sollen Thielemann wie auch Chordirektor Erhard Friedrich die Autorität von Nelsons untergraben und infrage gestellt haben, so wird es vom Hügel berichtet. Nelsons, der offensichtlich wenig sagt und alle Konflikte erst einmal in sich hineinfrisst, soll weder mit Festspielleiterin Katharina Wagner noch anderen Verantwortlichen über den Vorfall gesprochen haben.

Am Samstag fuhr er über das dienstfreie Wochenende und einen vereinbarten Kurzurlaub nach Riga – um dann nicht wiederzukehren. Seine Sachen hängen noch in der Garderobe. Was nun zu Hause bei Nelsons ablief, wo dessen Frau Kristine Opolais wohlmöglich auch noch daran laboriert, dass sie (aus welchen Gründen auch immer) in der gerade laufenden Münchner „La Juive“-Festspielproduktion ersetzt worden war, darüber kann man höchstens spekulieren. Sicher ist aber, dass sich Nelsons mit der Übernahme noch eines weiteren Orchesters in Leipzig (samt aktuellem Einspringen dort für den erkrankten Riccardo Chailly in dessen Abschiedskonzerten) sowie einem geplanten Pendeln zwischen Bayreuth und Tanglewood, wo er auch noch das Sommerfestival des Boston Symphony Orchestra bedienen muss, nach einem arbeitsreichen Jahr ziemlich viel zugemutet hat.

Jetzt ist der Deckel hochgegangen, vielleicht ist auch der Dampf raus? Der Nibelungenhort auf dem Grünen Hügel ist eben immer auch Kinderhort. Dessen alte Insassen haben es jetzt mal wieder krachen und Funken sprühen lassen. Das ist man inzwischen der Bayreuther Folklore ja fast schon schuldig.

Der Beitrag Nelsons nächstes Jahr? Neues vom Bayreuther „Parsifal“-Drama erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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