Die multitalentierte Mezzomagierin Joyce DiDonato ist nicht nur eine fantastische Social Media Virtuosin und konnte sich eben auch im Duell der Diven als Meisterschlechtsängerin Florence Foster Jenkins neben Meryl Streep als Schauspielerin behaupten, sie hat gerade auch in ihrem Hauptberuf wieder Glänzendes vorgelegt: obwohl man sich ja heute lieber einen anderen Album-Titel als „In War and Peace“ wünschen würde. Diese wie immer so intelligente wie ergreifende Auswahl von barocken Arien hebt mit einem minimalistischen Lautenarpeggio, dem nach kurzem Rezitativ gleich Storaces „Scenes of Horror“ aus „Jephta“ folgt, superintensiv an. Und schon hier ist das wunderbare Miteinander, das Hören und Mitgehen zwischen der Sängerin und ihrer Begleitformation fast körperlich zu erleben. Die klasse Klassikschar von Il Pomo d’Oro unter Maxim Emelyanychev macht das Album auch instrumental zum Vergnügen in seiner abwechslungsreichen Gestaltung widerstreitender Gefühle. Auf den Krieg in der Oper und im Orchester mit sieben expressiven, aber auch fahl klagenden Arien von Händel, Purcell und – als Weltersteinspielung aus Leonardo Leos „Andromaca“ (es folgen noch zwei aus Jommellis „Attilio Regolo“) gibt es acht friedfertige Antworten von ebenfalls Händel, Purcell und Monteverdi. DiDonato bemüht sich jedes Mal um einen anderen Zugang, überzieht aber nie die Kontraste, scheint in schier unendlichen Vokalfacetten. Vorbildlich ist wieder ihr Umgang mit Sprache, Text und Bedeutung, expressiv, aber makellos bis in die Vollhöhe strahlt ihre Technik. Stupend sind die abrupten Umschwünge zwischen Kontemplation und Wut, Leiden und Rache, Angst und Zuversicht. Und am Ende, mit Cleopatras „Da tempeste il legno“, hofft Joyce DiDonato dann auf das, was schon der Untertitel verspricht: Harmony through Music“. Möge sich die musikalische Friedensmission wenigstens ein wenig einlösen.
Joyce DiDonato: In War and Peace – Harmony Trough Music (Erato)
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