Alle drei Brahms-Streichquartette, plus das Klavierquintett. Zwei CDs. Klassische Mischung. Das erste hat das junge Belcea Quartet bereits 2004 in damals noch zur Hälfte anderer Besetzung eingespielt. Das war ein Aquarell, jetzt folgen die Ölgemälde, deutlich und kraftvoll im Pinselstrich, ja erdig, mit flächigen, bunten Farben. Doch gerade Corina Belceas oft scharf schnittige erste Geige hat auch einen lyrisch-zarten Tonfall drauf, der besonders mit dem warmen Bratschenklang von Kzystof Chorzelski schön harmoniert. So werden immer wieder die zweifelnden, grauen, melancholisch-trüben Momente dieser Musik betont. Umso stärker dann der Kontrast, in den diese oft rabiat wegwischenden, optimistisch vorwärtsdrängenden Ecksätzen. Es ist ein sehr emotionales, energetisches, auch im Kontemplativen nie innehaltendes Musizieren; wobei die Struktur der Partituren nie aufgeweicht wird. Der selbstquälerische Moment, den Brahms’ ewiger Kampf um diese Form mit so wenigen überlebt habenden Exempeln prägt, er scheint hier immer als Abendschein der Romantik durch. Hochkomplex, rein und sattklingend ist das. Man meint, die Musik greifen zu können, so deutlich wird sie versponnen und aufgedröselt. Zum ebenfalls satt tönenden Klavierquintett findet sich dann Till Fellner, dessen schlanker, nobler Anschlag hier immer etwas Außenseiterisches hat. Der Pianist ziseliert silbrige Linien, das Zentrum bleibt aber das bestens harmonierende, passgenau reagierende Streicherkleeblatt.
Johannes Brahms: Die drei Streichquartette, Klavierquintett. Belcea Quartet, Til Fellner (alpha Classics)
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