Viel DVD-Spaß (Kunststück, wer kennt schon das Werk?) bereitet ein Mitschnitt aus Bordeaux mit Jean-Philippe Rameaus klanglich kühler tragédie lyrique „Daradanus“ in der Fassung von 1739 mit dem befeuernden, auch sensitiven Raphaël Pichon am Pult seines vorzüglichen Alt-Musik-Ensemble Pygmalion (mit dem der Unermüdliche auch 2013 bereits die Fassung von 1744 eingespielt hat). Die fünfaktigen Kämpfe des Zeus-Sohnes gegen Könige und Drachen, die natürlich dank eines befreundeten Zauberers durch eine Liebesheirat mit Iphise belohnt werden, hat Michel Fau flüssig augenzwinkernd inszeniert. Stars des Spektakels sind aber Bühnenbilder Emanuel Charles und Kostümdesigner David Belugou mit ihren poppigen Bildhintergründen, greller Stoffverspieltheit mit viel Mut zum Camp-Kitsch (Venus auf einem rosa Balkon, Bodybuilder im Goldslip!), welche die Balance zwischen heutiger Bildwelt und barockem Theaterzauber wahren. Reinoud van Mechelen ist mit zierlicher Haute-Contre-Stimme ideal als Dardanus, Florian Sempey ein fast zu nobler Bariton-Rivale Anténor, Karina Gauvin gibt eine vibratosatte Vénus, Gaëlle Arquez’ erdiger Mezzo verleiht Iphise Charakter, Nahuel di Pierro ist ein griffiger Schurke. Da wird einem die Zeit in der gern lähmenden französischen Hofoper nie lang.
Jean-Philippe Rameau: Dardanus. Karina Gauvin, Gaëlle Arquez, Reinoud van Mechelen, Florin Sempey, Naouel di Pierro u.a., Ensemble Pygmalion, Raphaël Pichon (harmonia mundi)
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