Quantcast
Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
Viewing all articles
Browse latest Browse all 826

Elisabeth Kufferath auf CD: Violine/Viola alleine und 2. Geige zu viert

$
0
0

Im Mai spielt Viktoria Mullova ganz allein im Berliner Konzerthaus ein „Hauskonzert“. Kürzlich hat Michael Barenboim eine Solo-CD vorgelegt. Jetzt folgt Elisabeth Kufferath. Was treibt die Geiger, sich ohne alles, quasi nackt im beständigen, durch nichts ablenkenden Dialog mit dem imaginären Hörer zu präsentieren? Natürlich muss eine gesunde Portion Narzissmus dabei sein, ohne die kein Interpret auf dem Podium auskommen kann. Dann ist da natürlich die Austestung eigener Grenzen, den Wunsch nach nachhaltiger Kommunikation, aber eben auch die Neugierde, gepaart mit Finderüberraschung, wie vielfältig das Repertoire für das höchste Streichinstrument durch die Jahrhundert doch geworden ist. Also Auftritt Kufferath: die freilich treibt es auch heftig saitenspringend mit der Viola. Und hat sich für ihre gar nicht solipsistische Scheibe höchst anspruchsvolle Musik von Luciano Berio (Sequenza VIII für Geige und Sequenza VI für Bratsche), Elliott Carter (Mnemosyné für Violine und Figment IV für Viola), neun György-Kurtág-Miniaturen aus „Signs, Games and Messages“ sowie zwei Stücke, eines davon ihr gewidmet, von Jan Müller-Wieland herausgesucht.

Das erste, „Libero, fragile“ von 2002, gab der CD auch den Titel. Und erstaunlich ist, wie zwischen frei und fragil, himmelszirpend zart und erdenschwer hier mit vielen Farben und noch mehr Nuancen musiziert wird. Kufferaths Spiel scheint stets eine fast janusköpfige Mischung aus Leichtigkeit und tiefem Ernst auszustrahlen. Da ist keine Sekunde langweilig, wird nie monoton, man folgt gebannt und gespannt, wie es denn nun wohl weitergeht. Elisabeth Kufferath, die sich ihre Meriten als Gastsolistin wie Konzertmeisterin, gesuchte Kammermusikerin und passionierte Quartettspielerin verdient hat, scheut kein Risiko, verlässt durchaus die Wohlfühlzone, wirkt schutzlos und im nächsten Moment total gefestigt.

Diese CD ist so mutig wie lustvoll, und nichts Besseres kann einem passieren, als gleich danach Kufferaths jüngste Kammermusik-CD mit dem Tetzlaff Quartett in den Player zu werfen. Denn plötzlich hört man hier neben den beiden Namensgebern Christian (1. Geige) und Tanja (Cello) sowie der Bratschistin Hanna Weinmeister die zweite Geige ganz anders – vertrauter, eigenständiger. Was diesen packend direkten Interpretationen von Schuberts 15. Streichquartett G-Dur und Haydns g-moll Stück Op. 20 No. 3 nur gut tut!

Luciano Berio, Elliott Carter, György Kurtág, Jan Müller-Wieland: Libero, fragile. Elisabeth Kufferath (Genuin); Franz Schubert, Joseph Haynd: Quartette Nr. 15 und Op. 20 No. 3. Tetzlaff Quartett (Ondine)

Der Beitrag Elisabeth Kufferath auf CD: Violine/Viola alleine und 2. Geige zu viert erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 826