Als Gudrun Müller kannte sie kaum einer, aber als rosalie (den Namen hatte sie angenommen in Verehrung für ihren Lehrmeister Jürgen Rose beleuchtete und berührte die 1953 geborene Schwäbin die Opern-, Ballett- und Theaterwelt. Ihre kinetischen Kreationen aus oft sehr seltsamen Industriematerialen (ein Wald aus Schirmen in Alfred Kirchners Bayreuther „Siegfried“ ist in unauslöschlicher Erinnerung), mal aus dem Baumarkt, mal aus dem Werkstofflabor, waren bisweilen dominant, sehr oft zauberhaft. Sie war berühmt für ihre Sturheit, aber ihre poetischen Visionen erwiesen sich doch oft als richtig. Bühne und Kostüme von rosalie gaben vielen Inszenierungen und Tanzkreationen den letzten Pfiff, hinterließen immer besondere visuelle Eindrücke. Geradezu symbiotisch war ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Choreografen Uwe Scholz, dessen Stücke sie an vielen europäischen Theatern sie visuell prägte. Man konnte bei ihr nie eine Grenze ziehen zwischen dienender Bühnenästhetik und eigensinniger Bildender Kunst – und das war gut so. Heute ist sie im Alter von 64 Jahren gestorben.
Von 1974 bis 1978 studierte rosalie Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart und von 1975 bis 1982 Malerei, Grafik und Plastisches Arbeiten an der dortigen Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, davon von 1977 bis 1982 Bühnenbild bei Jürgen Rose. Seit 1979 war sie freischaffende Künstlerin. Sie entwarf experimentelle Raum- und Figurenkonzepte und war als Malerin, Installationskünstlerin und Bildhauerin tätig. Daneben übernahm sie Aufträge als Bühnen- und Kostümbildnerin für Oper, Schauspiel, Ballett, experimentelle Musik und Film. Seit 1995 war rosalie an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main Professorin mit eigenem Lehrstuhl für Bühnen- und Kostümbild. Zuletzt realisierte sie eine kinetische Lichtskulptur für Mahlers Achte in der Elbphilharmonie, aber da war sie schon sehr krank. Ihr Vermächtnis ist jetzt die Ausstattung für „Salome“ die am Samstag in der Regie von Aron Stiehl an der Oper Leipzig Premiere hat.
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