Heute feiert der wunderbare, bescheidene, tiefsinnige, uneitle Herbert Blomstedt seinen 90. Geburtstag. Auch anderen Dirigenten war es vergönnt, dieses Alter auf dem Podium zu erleben. Aber keiner war dabei noch so vital, geistig frisch und fit wie der vegetarisch lebende Schwede und tiefgläubige Adventist. Gestern hat er mir noch am Telefon zu Hause in Luzern gesagt, wie sehr er inzwischen verstanden hat, dass Dirigenten vor allem Geduld haben müssen. Und dass er in seinen 70 Jahre alten Bruckner- und Brahms-Partituren schon immer die Anmerkungen auf Deutsch gemacht habe. Und noch heute notiert er sich darin nach jeder Aufführung, wie er es beim nächsten Mal noch besser machen könnte. In der „WELT“ folgt am 24. Juli, nach seinem ersten Auftritt als Dirigent über dem Brucknergrab in der Stiftskirche St. Florian bei Linz mit Bruckners 5. Sinfonie eine Würdigung. Mit den Bamberger Symphonikern, deren Ehrendirigent er ist, hat er vorher schon die Dome in Bamberg, Würzburg und Passau bereist. Im September und Oktober eröffnet er als ehemaliger Gewandhauskapellmeister die 275. Jubiläumsaison des Gewandhausorchesters mit Konzerten und einer europäischen Tournee, die einen Monat lang nur Werke in den Mittelpunkt stellen, die hier uraufgeführt wurden.
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