Viermal A und dann noch zweimal griechische Mythologie, das muss doch Glück bringen! Das Artemis Quartett kann es zumindest gebrauchen. Nach einem halben Jahr der Trauer um Friedemann Weigle, der freiwillig aus dem Leben geschieden ist, einer Zeit, die mit dem Entschluss einherging, das Ensemble fortzuführen, gibt das Quartett hier exklusiv sein neues Mitglied bekannt: Die amerikanische Geigerin Anthea Kreston wird ab sofort die Position der 2. Geige übernehmen. Gregor Sigl schließt in einer internen Rochade im Ensemble den Kreis und übernimmt den durch Weigles Tod vakaten Part des Bratschisten, für den er sich eigentlich schon 2007 beworben hatte.
Anthea ist die weibliche lateinische Form für antheios und heißt „die Blütenreiche“. Ursprünglich lautete so ein Beiname der Göttin Hera; als moderner Vorname ist er erst seit dem 17. Jh. wieder in Gebrauch. Die in Chicago geborene Musikerin Anthea Kreston absolvierte ihr Studium sowohl bei Felix Galimir und Ida Kavafian am renommierten Curtis Institute of Music in Philadelphia, als auch im Fach Kammermusik beim Vermeer und Emerson Quartet. Anthea Kreston war sieben Jahre Mitglied des Avalon Quartetts, mit dem sie 2000 den ARD Wettbewerb gewann. 1999 gründete sie das Amelia Piano Trio. Mit beiden Ensembles konzertierte sie in den USA und Europa.
Avalon, auch Avalun verwandt mit der indogermanischen Wortwurzel für „Apfel“, ist ein mystischer Ort, aus dem Sagenkreis um König Arthur bekannt. Amelia wiederum kommt von Amalie bzw. Amalia, einer Nebenform der althochdeutschen Amal-Namen, z. B. Amalberga oder Amalfrieda und bedeutet „die Tüchtige“. Die Blütenreiche tauchte also aus dem nebeligen Arthus-Umfeld auf, um jetzt als Tüchtige dem verbliebenen Trio der den Bogen führenden griechischen Jagdgöttin zu dienen. Zumindest namensmäßig sind das doch gute Vorzeichen!
Zudem kennen sich Eckart Runge, Cellist und einzig übrig gebliebenes Originalmitglied des Artemis Quartetts, und Anthea Kreston seit zwanzig Jahren – von einem Meisterkurs beim Juilliard Quartett, an dem sie mit ihren Ensembles teilnahmen. Eckart Runge erinnert sich: „Schon damals fiel sie mir als außergewöhnlich brillante Musikerkollegin und große Persönlichkeit auf. Sie bewarb sich nun auf die freie Stelle, reiste zum Probespiel aus dem Westen der USA an und beeindruckte uns mit ihrem warmherzigen Charakter, einer unbändigen Energie und vor allem mit ihrer fantastischen Qualität als Musikerin und Geigerin. Wir empfanden alle drei sofort, dass sie auf ihre Weise die große Seele von Friedemann innehat und unser Quartett neu bereichern wird.“
Anthea Kreston wiederum lässt begeistert ausrichten: „ Ich freue mich von ganzem Herzen, zukünftig Teil des Artemis Quartetts zu sein – meinem Lieblingsquartett seit unseren gemeinsamen Studien vor 20 Jahren beim Juilliard Quartet. Mein Leben mit diesen außergewöhnlichen Persönlichkeiten und Musikern teilen zu dürfen, ist die Erfüllung eines Traumes, von dem ich nie erwartet hätte, dass er wahr wird.“
Das Artemis Quartett freut sich also auf ein spannendes neues Kapitel seiner Quartettgeschichte! Und jetzt heißt es erst mal: Ran an die Saiten und arbeiten, üben, sich miteinander abstimmen!
Die erste Europa-Tournee des Artemis Quartett in dieser Besetzung mit noch nicht festgelegtem Programm: 12. März Eindhoven, 13. Essen, 15. Rotterdam, 16. Bremen, 17. und 19. Amsterdam, 22. Gent, 23. Luxemburg, 31. und 1. April Wien, 3. London.
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