Nicht das man in Europa wirklich darauf warten würde, gar überrascht wäre: Die Metroplitan Opera, nach eigener Ansicht das bedeutendste Opernhaus der Welt, mit knapp 300 Millionen sicher das teuerste und der größte Performing-Arts-Komplex in den finanziell der Kultur gegenüber nicht eben sonderlich aufgeschlossenen Vereinigten Staaten, es hat seinen Spielplan für die Saison 2016/17 veröffentlicht: Und da finden sich gerade einmal sechs Premieren, von denen freiich fünf !) ziemlich alter Opernkaffee sind.
Simon Rattle, der inzwischen auch in seine Dirigentenjahre mit Wiederholungsschleifen getreten ist, wird den diese Ostern in Baden-Baden herauskommenden „Tristan“ (Tegie: Mariusz Mariusz Trelinski), den man sich zudem mit Warschau und Peking teilt, an die Met bringen. Aus Amsterdam kommt Pierre Audis brav bebilderter Rossini-„Guillaume Tell“. Aus Salzburg übernimmt man die Konzeption von Robert Carsens zwölf Jahre altem „Rosenkavalier“, allerdings in neuen Bühnenbildern, denn René Fleming wollte sich, wie man es von ihr gewohnt ist, beautiful von ihrem Publikum in einer letzten Rolle verabschieden – statt sich mit Dmitri Tcherniakov gar auf ein Strauss-Experiment einzulassen.
Ebenfalls aus Salzburg kommt die schon durch diverse Hände gegangene Bartlett-Sher-Produktion von Gounods „Roméo et Juliette“, die in der Zwischenzeit wegen der nichttransportablen Felsenreitschul-Felsenrückwand wenigstens einen neuen Hintergrund erhalten hat. 16 Jahre musste Kaija Saariaho warten, bis ihre klanglich irisierende Troubadour-Oper „L’amour de loin“ den Weg aus Salzburg bis an den Hudson gefunden hat (Immerhin war sie schon 2002 in Santa Fe zu sehen) – sie ist auch seit 1903 die erste Komponistin, von der hier ein Werk gegeben wird. Der für solcherlei Spektakel multimedial bestens aufgestellte LED-Spezialist Robert Lepage wird seine Prodution aus Quebec transferieren.
Die Sänger sind dabei wenig spektakulär, ebenfalls bei der einzig echten, aber eher überflüssigen sechsten Premiere, einer neuen „Rusalka“ für die schon erschreckend abgesungene Kristīne Opolais. Die Dvořák -Waldnymphe, die kürzlich nochmals in der Otto-Schenk-Variante wiederbelebt worden war, inszeniert Mary Zimmermann, mit der man hier in der Vergangenheit bei Belcanto-Schinken nicht eben gute Erfahrungen gemacht hat.
Wichtiger als der dürftige Premierenausstoß in finanziell harten Zeiten scheint für den General Manager Peter Gelb freilich die Frage der James-Levine-Nachfolge. Der 72-Jährige, der seit 40 Jahren als Musikdirektor amtiert, sitzt im Rollstuhl, hat Parkinson, will aber partout nicht abtreten. Gerade hatte man ihn fast soweit, auf den Emeritus-Rücksitz zu wechseln, als er eine neue Medikation in Aussicht stelle, die ihn angeblich wieder fitter machen soll. Er möchte in der nächste Saison vier der 26 Met-Produktionen dirigieren. Also: Entscheidung vertagt. Und in der Zwischenzeit feiert man, wie schon diverse Male zuvor, mit einer stargespickten Gala – diemsal das 50. Met-Einzugsjahr im Lincoln Center.
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