Wir haben es immer schon geahnt: Wacken und Walhall sind ganz nah, Opern- und Heavy Metal Fans sind eigentlich Brüder wie Schwestern im Geiste. Beide sind nämlich total in ihrer Hingabe und in ihrem Spezialwissen. Und beide haben sie bei Arte eine mediale Plattform: Arte concert. Und weil, anders als das Fernsehen, der Musikbetrieb ja doch so etwas wie einen Saisonanfang kennt, hat man zum Wiederanlaufen der Sing- und Instrumentalmaschinen in Straßburg in der Arte-Zentrale nochmal auf die Online-Seite hingewiesen und die Klassik-Aktivitäten der folgenden Monaten ein wenig umrissen. Denn obwohl man staunenswerte Seh- und Hörsteigerungen im Internet erlebt (vor allem HipHoper und die Heavy-Metal-Gemeinde, die hier gut bedient wird, sind begeisterte Nicht-Linear-Gucker), wissen immer noch viel zu wenige Leute von diesem Angebot, das seit nunmehr zehn Jahren rund um die Uhr und umsonst jeden Geschmack bedient. Damit verwirklicht sich schon so etwas wie ein europäischer Musikkanal, der oft angedacht war. Zumal Arte neben den Hauptcontentzulieferanten ARD, ZDF und französisches Fernsehen auch mit noch acht weiteren staatlichen TV-Anstalten in Europa zusammenarbeitet. Allein 1000 Konzerte werden so jährlich gestreamt, die sind drei bis sechs Monate weiterhin abrufbar, teilweise sogar weltweit. In sechs Sprachen wird das Programm inzwischen untertitelt.
Neun Musikgeschmäcker werden gegenwärtig auf Arte concert bedient, per Live-Stream oder On-Demand. Der nicht-Pop-Anteil findet sich auf Performance (Theater und Tanz), Opera, Concert und bald wohl noch auf einem zusätzlichen Baroque-Fenster zurecht. 18,5 Prozent der 21,6 Millionen Besucher tummeln sich hier, 7 Prozent davon interessieren sich für Oper, das sind immer noch 1,5 Millionen Zuschauer im Jahr. Dafür müsste ein Theater viele Vorstellungen geben. 46 Prozent deutsche Nutzer hat man, 35 Prozent französische, 14 Prozent aus dem Resteuropa und 5 Prozent weltweit. Vor Ort macht man mit einem rosa angestrichenen Arte-Concert-Container Marketing, ein erste Versuch mit Arte-Karaoke bei Konzerten wird nach Frankreich nun auf Deutschland ausgeweitet.
22 Opernhäuser in 14 Länder haben sich inzwischen zur Arte Opera Saison zusammengeschlossen, mit den Untertitelungen werden – zusätzlich zu den Opernübertragungen im Fernsehkanal – 70 Prozent der EU-Bürger in ihrer Muttersprache erreicht. Jeder Geschmack wird hier bedient, Mainstream, Raritätensammler, Alte-Musik-Liebhaber und Novitätenfans. In der vergangenen Saison gab es neun Repertoirewerke, drei zeitgenössische Produktionen, zwei Wiederentdeckungen, eine Barockoper und ein Galakonzert zu erleben. Am Oktober gibt es in den Folgemonaten eine „Turandot“ aus Barcelona, Piazzollas „Maria de Buenos Aires“ aus Straßburg, Stockhausens „Aus Licht“ in einer Best-of-Fassung aus Amsterdam, „La traviata“ aus Madrid, „Falstaff“ aus Hamburg, Beethovens „Leonore“ aus der Wiener Staatsoper, Smetanas „Dalibor“ aus Prag, Leos Janaceks „Tagebuch eines Verschollenen“ vom Armel Opera Festival, „Don Carlo“ mit Anna Netrebko und Christian Thielemann aus Dresden und Glucks „Aleceste“ aus München.
Und dann gibt es – ausführlich – natürlich auch noch Ludwig van Beethoven und seinen 250. Geburtstag zu feiern. Als Multimedia-Projekt, ebenfalls auf Arte concert. Am 15. Dezember, ein Jahr vor dem runden Geburtstag, geht es los. So überträgt man die Beethoven-Folle-Journée aus Nantes, den „Fidelio“ der Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko aus Baden-Baden, ein historisch programmiertes Konzert mit den Wiener Symphonikern unter Philippe Jordan. Am 21. Juni gibt es ab 13 Uhr stündlich, meist live und oft draußen je eine Beethoven-Sinfonie aus neun Städten. Es beginnt in Bonn und schweift über das irische Galway, Helsinki, Brüssel, Prag, Lugano, Rom bis nach Straßburg und natürlich Wien als Endpunkt mit den Philharmonikern unter Andris Nelsons. Zudem gibt es vier neue Dokumentationen.
Außerdem will man nach und nach das Beethoven-Werk aller Opuszahlen ausstrahlen, und 30 Stücke sollen dabei als Hauptrepertoire die ganzen zwölf Monate über abrufbar bleiben. Dafür plant man, in ganz Europa Konzerte aufnehmen, mit Festivals, Konservatorien sowie dem Arte Archiv und Zukäufen zu arbeiten. Das alles soll schön pädagogisch aufbereitet werden. Und natürlich hofft man auch den einen oder anderen Pop-Hörer zum Popstar der Klassik zu locken.
Der Beitrag Beethoven total und viele Opern: alles schön sechssprachig untertitelt und viele Wochen lang auf Arte concert abrufbereit erschien zuerst auf Brugs Klassiker.