Im Hause Humperdinck muss es heiter vergnügt und sehr liebevoll gegenüber den Kindern seiner Schwester zugegangen sein. Frucht dieser vor allem weihnachtlichen Zuwendung war das ironisch „Kinderstubenweihfestspiel“ genannte „Hänsel und Gretel“, in seiner späteren, wagnerisch aufgeblasenen Fassung (uraufgeführt am 23. Dezember 1893 unter Richard Strauss in Weimar) nicht mehr unbedingt so kindertauglich wie Tradition und Gewohnheit es scheinen lassen. Und dann gibt es da noch ein zweites Stück. Das freilich von einem Verleger zielgerecht bestellt und sehr monströs mit 500 Schülern und 200 weiteren Frauen im Berliner Zirkus Busch 1906 erstmals zu hören war, obwohl noch intimer angelegt: „Bübchens Weihnachtstraum“. Das nennt sich „ein melodramatisches Krippenspiel“ für Schule und Haus“. Textlieferant Gustav Falke imaginierte sich einen weihnachtsbegeisterten Knaben, der bei den Vorbereitungen für Heiligen Abend auf dem Schoß der Mutter einschläft und sich in ein Winterwunderand mit Engeln, Heiligen Drei Königen, Hiten und natürlich der Heiligen Familie träumt. Und Humperdinck komponierte um seine Arrangements bekannter Weihnachtslieder weitere eigene hinzu, ein paar Soli gibt es zudem. Leicht, anrührend, stimmig ist das, mit nostalgisch anmutendem Tannenduftflair von früher. Blitzsauber singt das der MDR-Kinderchor mit dem MDR-Sinfonieorchester unter Alexander Schmitt. Axel Thielmann spricht den von ihm bearbeiteten putzigen Text. Dazu gibt es zusätzliche populäre Weihnachtsweisen in neuzeitlicheren Arrangements plus zwei DDR-Kinderklassiker, unter anderem vom Chorgründer Hans Sandig. Man soll ruhig riechen dürfen, woher diese schöne Produktion herkommt. Die bereits zum 1. Advent Weihnachtslaune macht.
Humperdinck: Bübchens Weihnachtsraum (genuin)
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