Man sollte meinen, zu diesem Thema sei alles gesagt und eingespielt. An Aufnahmen von Peter Tschaikowskys ballettösen Weihnachtsklassiker „Der Nussknacker“ besteht wirklich kein Mangel, sei es in Suitenform oder als Komplett-Zweiakter mit und ohne Kinderchor. Doch es macht mehr als nur Sinn, dass Vladimir Jurowski jetzt am Pult seines Staatlichen Akademischen Sinfonieorchesters „Evgeny Svetlanov“ jetzt ebendiesen eingespielt hat. Erstens liebt er Ballett, das hat er von seinem Vater Mikhail, der auch schon gern bei Tanzpartituren am Pult stand und steht. Zweitens atmet er organisch mit, führt diese kostbare Musik mit erstklassiger Aufmerksamkeit ebenfalls live mit seinen jeweiligen Orchestern auf. Den „Nussknacker“ hat Vladimir Jurowski so beispielsweise auch schon 2017 mit seinem Radio-Sinfonieorchester Berlin im Konzert zum Schweben und Glitzern gebracht. Und drittens vollendet der in Deutschland längst naturalisierte Russe so seine exzeptionelle Tschaikowsky-Balletttrilogie bei Pentatone. Basierend auf der fantastischen Erzählung „Nussknacker und Mausekönig“ von E.T.A. Hoffmann, in der am Weihnachtsabend ein Nussknacker lebendig wird, schuf Tschaikowsky eine Komposition, die der schillernden Phantasie ihrer Vorlage in nichts nachsteht. Tanzende Zuckerfeen, eine siebenköpfige Maus, kämpfende Spielzeugsoldaten oder ein See aus Mandelmilch, in den ein Limonadenstrom mündet – der Vorstellungskraft sind beim Zuhören keine Grenzen gesetzt, wenn die heißgeliebten Melodien Tschaikowskys in ihrer ganzen instrumentatorischen Farbenpracht die Weihnachten einläuten. Und in der Moskauer-Audiovariante schwelgt es im Streicherklang, wohlig warm tönen die Holzbläser und überhaupt ist eine lässige Orchestervirtuosität zu bewundern, die einfach nur Freude macht. Tanz- wie Orchesterfreude.
Peter Tschaikowsky: Der Nussknacker. Staatliches Akademisches Sinfonieorchester „Evgeny Svetlanov“, Vladimir Jurowski (Pentatone)
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