Der Pott ist nicht so schön wie die Maximilianstraße, die Ruhr ist nicht die Isar. Aber trotzdem: Das Pech Münchens ist das Glück Dortmunds. Der dortige alerte Ballettdirektor Xin Peng Wang hat immer wieder Lucia Lacarra, spanische Startänzerin beim Bayerischen Staatsballett, zusammen mit ihrem Mann Marlon Dino zu Galas eingeladen. Und so wird das Theater Dortmund jetzt zu einem Hafen für das gefragte Tänzerpaar, auf das der selbstherrlich ganz à la russe regierende Igor Zelensky als neuer Spitzenschuhherr am Münchner Nationaltheater glaubte, verzichten zu können.
Das nicht nur dort seit 14 Jahren vielgeliebte Tanz- und Lebenspaar hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber wenn man spürt, dass man vom neuen Direktor nicht gewollt wird, muss man Konsequenzen ziehen. Tänzerkarrieren sind kurz. Lacarra, die schon die vierzig überschritten hat, und ihr jüngerer albanischer Mann zieht es freilich auch stilistisch zu neuen Ufern. Weg von den rein klassischen Rollen. Mehr als 40 Engagements haben sie bis Dezember längst ausgedealt, neben dem Dortmunder Neoklassizisten, der für sie am 29. Oktober einen „Faust II“ kreiert, werden sie in Madrid auftreten, außerdem tritt die Arbeit mit dem Londoner Choreografenstar Russel Maliphant und seiner Kompanie für sie in den Fokus.
„Lucia Lacarra und Marlon Dino sind in ihrer Kunst einzigartig – brillant, mystisch und charismatisch zugleich“, schwärmt Xin Peng Wang. Während in München Igor Zelensky bei den Vertragsverlängerungsverhandlungen desinteressiert auf seinem Handy tippte. Wohl nicht nur unterschiedlicher Führungsstil. Die Bayerische Kulturpolitik und ihrer Klüngeler, insbesondere Ministerialdirigent Toni Schmid und Opernintendant Nikolaus Bachler, die in dieser Causa einzig von der Bayerischen Staatszeitung publizistisch gestützt werden, könnten aber das Nachsehen haben. Tanzstars sind heute nicht einfach aufzubauen. Und es bleibt abzuwarten, ob die anvisierten Solisten aus Russland vom zahlenden Münchner Publikum sogleich zur Kenntnis genommen werden.
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