Skandal in der Oper! Nein die Rede ist nicht von davongelaufenen „Parsifal“-Dirigenten in Bayreuth. Und auch nicht von den beiden Sängerinnen, die der Münchner Opernfestspielpremiere „La Juive“ abhandengekommen sind. Von denen freilich niemand spricht. Aber bleiben wir doch bei München! Da müssen wir uns jetzt wohl ernsthaft Gedanken machen, was mit den legendären heißen Himbeeren auf Vanilleeis am Käfer-Pausenbüffet passieren wird. Die waren zwar in den letzten Jahren schon etwas vernachlässig worden, nur bei „Hänsel-und-Gretel“-Aufführungen gab es sie noch an Extrastationen in ausreichender Menge. Doch jetzt ist das Unvorstellbare geschehen: Feinkost-Käfer, der ewige Platzhirsch, hat nach 60 Jahren im Rahmen einer Neuausschreibung der Operngastronomie seinen Vertrag verloren. Und stattdessen ist sein ewiger Konkurrent, das Delikatessenhaus Dallmayr, nun am Schnittchen-Zug.
Michael Käfer ist – reichlich spät – am Boden zerstört: „Für mich ist das emotional extrem. Ein Teil meines Lebens ist kaputt gemacht worden.“ Tja, vielleicht hat er ja doch das Gegebene allzu leicht genommen, sich zu bequem zwischen hummerlastigem Opernteller und nun doch nicht ewig fließendem Pausensekt eingerichtet. Früher, als er auch noch alle anderen Konzertsäle und Theater bewirtschaftete, war öfters gemutmaßt worden, ob da nicht bisweilen von einer Pause zur anderen die Buffetreste vom einem Theater ins andere gekarrt worden waren. Beim Festspielstaatsempfang rückte Käfer jetzt sogar noch einmal selbst die Nachfüllgläschen zurecht.
Der kulinarische Büffetneuanfang ist zunächst freilich nur auf ein Jahr befristet. Was die Bayerische Staatsoper jetzt sogleich zum Anlass nimmt, um online mit „unseren Stammbesuchern, in einen Dialog zu treten und Ihre Wünsche bezüglich des kulinarischen Angebotes im Nationaltheater“ im Rahmen eines Fragebogen zu erfahren. Was einem hier so aufs Lachsbrötchen geht, ob man Drei-Gänge-Menüs im Pausenintermezzo gustiert, man mehr zur hochprozentigen oder zur alkoholfreien Trinkfraktion gehört. Wie es so um Tischausstattung und die sprichwörtliche Münchner Herzlichkeit bestellt ist. Was aber nicht gefragt wurde, war die Akzeptanz der durchaus gesalzenen Preise. Und am wichtigsten: Was passiert mit den heißen Himbeeren?
Theatercatering scheint übrigen ein gutes Geschäft zu sein. Wie man hört, soll in Wien der im Zug des Burgtheaterfinanzskandals geschasste Ex-Holdingchef Georg Springer bei Gerstner eingestiegen sein, die die Schnitzelchen und Punschkrapferl für die Opernbuffets bereitstellen. Springer soll er sich um Geschäftsausdehnungen bis hin nach Dubai kümmern.
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