Eine CD als greifbares Ergebnis eines hörenswerten Musikprojekts – das schon wieder gefährdet scheint. So hält man die Debüt-Silberscheibe der Aldeburgh Strings in Händen. 2010 wurde beim Aldeburgh Festival die Truppe fortgeschrittener Streicherstudenten von Markus Däunert, Geiger und als Konzertmeister (wie in Aldeburgh) Gründungsmitglied des Mahler Chamber Orchestra, ins Leben gerufen. Gerade hier, in der wunderbar sonoren Akustik des traditionsreichen Konzertsaals The Maltings ist der Geist des dortigen Festivalgründers Benjamin Britten immer noch spürbar. Der stets auch viel Jugend und Pädagogik-Unternehmungen in dem von ihm 1948 unweit seines Geburtsorts Lowestoft an der Küste von Suffolk gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Peter Pears angesiedelten Musikfests haben wollte. In der ehemaligen Mälzerei können die Mitglieder aus 12 Nationen ungestört üben, sich mit professionellen Tutoren weiterbilden und eben auch konzertieren. Was bisher eine eher britische Nachwunschangelegenheit war, bekam so einen internationalen Anstrich.
Das gute Niveau der Aldeburgh Strings hört man bei dem ganz Benjamin Britten verpflichteten Programm schon beim ersten, kraftvoll markanten Einsatz für „Young Apollo“ für Klavier, Streichquartett und Streichorchester, einer Auftragskomposition des Kanadischen Radios, die gleich nach Brittens Ankunft im Kriegsexil 1939 erstmals erklang. Voluminös und stark, dabei sensibel und flexibel tönt dieses Ensemble auch in „Lachrymae“ über Motive aus einem Dowland-Song aus dem Jahr 1950, ursprünglich für Viola und Klavier entstanden; hier vom ersten Bratscher der Berliner Philharmoniker, Máté Szucs, mit Verve angeführt. Als weitere, eher unbekannte, aber unbedingt hörenswerte Stücke folgen Prelude und Fuge Op. 29 aus dem Jahr 1943 mit ihren raffinieren Kontrapunkt-Verschränkungen.
Die CD gipfelt schließlich in einer absolut erstklassigen Interpretation der Serenade für Horn, Tenor und Streicher, die sich hinter der großen und berühmten Konkurrenz nicht zu verstecken braucht. Allan Clayton singt die sechs Gedichte äußerst texverständlich, mit heller Stimme und leuchtender Höhe sowie poetischem Flair. Richard Watkins vom Nash Ensemble ist ihm ein legatoleichter Hornpartner.
Hier also ist eine Werkfolge aus dem Jahr 2013 festgehalten, die als Konzert Teil der Festivitäten des 100. Britten-Geburtstags war und eindrücklich Zeugnis ablegt, von der Langlebigkeit und Qualität des Britten-Pears Young Artists Programme. Jetzt könnte der Brexit und die damit folgende Aufenthaltserschwernis für Künstler in England zu bleiben, auch hier das bisher Erreichte ziemlich schnell zerstören. Denn alle Festivals warten erst einmal ab, halten hin. Es wäre schade um die exzellenten Aldeburgh Strings.
Aldeburgh Strings: Benjamin Britten (Linn)
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