Gestatten: Regisseur. Und soooo sensibel. Wir haben uns mit Sven-Eric Bechtolf abgefunden, der die Salzburger Festspiele als seinen Privatbesitz betrachtet, wo er sich selbst (samt Gattin Anett Fritsch) in Szene setzt als Intendant, Schauspielchef, Regisseur, Rezitator, Hauptrollenspieler und jetzt auch noch als Bühnenbildner. Natürlich alles mehrheitlich unentgeltlich und nur als Dauerselbstdarsteller für die gute Sache. Zu dem dürfen, wenn er nicht Interviews sowieso nur schriftlich gewährt, vorwiegend Medien vor, die möglichst wenig von seinem nicht nur segensreichen Wirken miterlebt haben. Dann wirft er sich gern vor einer Wand mit einer positiven Besprechung seiner „Nozze di Figaro“ aus der „New York Times“ in Pose; offenbar nicht wissend, dass deren wenig gereister Kritiker selbst zu Hause nur noch als leicht zu manipulierendes Provinzei gilt. Was diesen freilich nicht daran hinderte, Bechtolfs diesjährige „Così fan tutte“-Verschlimmbesserung gar nicht gut zu finden.
Auch den dauercholerischen Intendanten und Regisseur Martin Kušej müssen wir ertragen, der sehr gern mit Kritikern kungelt, so lange sie ihn als Groupies hochleben lassen und schnell jähzornig wird, wenn sie mal was zu meckern haben. Was gerade wieder „SZ“-Kollegin Christine Dössel zu berichten wusste, die sich von ihm von einer öffentlichen Premierenfeier werfen lassen musste. Wie der nach Gutsherrenart in seinem Münchner Residenztheater reagiert, wie er Schauspieler als Spielmaterial manipuliert, anschreit und einschüchtert, dass hat kürzlich sein Schauspielstar Shenja Lacher publik gemacht. Der hat übrigens die Konsequenzen gezogen und gekündigt.
Und jetzt wagt sich wieder mal der andere Eric – Uwe Laufenberg – aus der Deckung, auch er als schnell eingeschnappter Wadlbeißer bekannt. Die deutschen Kritiker seien so böse zu ihm und seinem Bayreuther „Parsifal“ gewesen. Während die ausländische Zeitungen viel verständnisvoller reagiert hätten. Gemach, der gelernte Schauspieler, Regisseur und gegenwärtig Intendant in Wiesbaden, ein – das muss ihm lassen – wirklich Theaterverrückter und Bühnenliebender, ist auch gut im Austeilen. Nachdem er nicht ganz schuldlos als Intendant in Köln geschasst worden war, veröffentliche er als e-Book einen vor allem peinlichen Schlüsselroman über die dortigen Geschehnisse, der in weinerlicher Manier vor allem sich selbst als Unschuldslamm weißwusch. Nach einer „Otello“-Inszenierung in Wiesbaden klagte er auf seiner Webseite, die Kritik hätte seine Produktion nicht verstanden und böse gedisst.
Der gleiche Vorwurf wird von ihm jetzt ebendort als „Antwort gegen die Schnellvernichter“ gegen die Rezeption seiner „Parsifal“-Inszenierung erhoben. Das Ausland würde ja über das in seiner „German Trash“-Huldigung eines gestrigen Regietheaters „als geschlossenes System“ verfangene deutsche Feuilleton sowieso nur noch den Kopf schütteln. Die deutsche Kritik sei verbohrt, würde gar das Wort „Stadttheater“ als böse Beleidigung führen, vermag nur noch „Übermalung bis zur Unkenntlichkeit“ bei einer Operninszenierung positiv zu rezipieren und so fort. Natürlich nennt er nie Namen, setzt sich mit keinem konkreten Argument auseinander, polemisiert nur ganz allgemein, vom von den Nazis entrümpelten Neubayreuth bis hin zu den Kollegen Herheim und Neuenfels.
Der Mann hat rein gar nichts verstanden! Erst dient er sich mit einem alten Konzept aus der Kölner Schublade an, als man sich in Bayreuth vom eigentlich geplanten Regisseur Jonathan Meese wohlweislich wieder trennte. Schon mal kein guter Ausgangspunkt. Dann heizt er mit einer möglicherweise missverstandenen Äußerung die Spekulation an, seine Sichtweise sei wohlmöglich „islamkritisch“. Später wendet er sich jedem nur möglichen Mikrophon zu, um seine Sichtweise schon vor der Premiere flächendeckend zu erklären. Anschließend wundert er sich, wenn einige nach seinen klugen Worten nicht ebensolche Regietaten zu erkennen wussten.
Und vor allem: Hat Laufenberg das Eigentliche nicht kapiert, dass es bei Bayreuther Premierenrezensionen schon längst nicht mehr nur um das Gesehene geht? Das ist bei einer Produktion pro Jahr für nicht wenige doch nur der Vorwand, um der nach den obligatorischen Proben-„Skandalen“ auf dem Grünen Hügel aufgeheizt sensationslüsternen Öffentlichkeit die Leitung und die Institution als Ganzes vorzuführen. Der Regisseur fungiert da nicht selten nur als Crashtest-Dummy. Das hätte er meinetwegen kritisieren können. Aber doch nicht, dass er als Verantwortlicher für eine unfertige, nicht wirklich ausgegorene Inszenierung wohlmöglich ein wenig zu hart rangenommen wurde. Schließlich gibt es dafür ja die „Werkstatt Bayreuth“. Also lieber nächsten Sommer weiterschrauben statt sich wundklagen!
Der Beitrag Bayreuth: Laufenberg geht auf seine „Parsifal“-Kritiker los erschien zuerst auf Brugs Klassiker.