„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, mochte Sie über aktuelle Entwicklungen beim Staatsballett Berlin informieren und lädt Sie herzlich ein zur Pressekonferenz.“ Morgen um 12 Uhr im Roten Rathaus. Wenn solche Sätze fallen, dann ist klar: Es wird eine Personalie verkündet werden. Und da das Staatsballett Berlin mit dem ungeliebten Nacho Duato ja einen Chef hat, den man zwar nicht mag und den man nicht sieht, der aber noch einen Vertrag über drei weitere Jahre hat, dann darf man mutmaßen: Dieser Vertrag wird wohl frühzeitig beendet werden…
Und das wäre auch gut so. Noch besser wäre es freilich, wenn auch gleich die Herrschaft von Christiane Theobald der Eminenz im Berliner Balletthinter-, vor allem aber -untergrund seit 29 Jahren endlich vorbei wäre. Die nämlich ist als Strippenzieherin und Politeinflüsterin maßgeblich schuldig am aktuellen Desaster.
Da jetzt so plötzlich Bewegung in die Ballettsache kommt, darf vermutet werden, dass Duato, der wohl gemerkt hat, dass er hier kreativ keinen Blumentopf mehr lüften wird, wohlmöglich zu Ende der Saison freiwillig demissioniert. Und ebenfalls zu vermuten steht, dass, weil dies eine Woche vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus passiert, die Politik noch niemand für die Nachfolge im Köcher hat.
Gerüchte gibt es zwar die Menge. Sasha Waltz, die seit zwei Jahren kein neues Stück mehr geschaffen hat, wird via ihres umtriebigen Mannes Jochen Sandig sicher wieder in den Starlöchern stehen. So wie schon vor der unseligen Wahl von Duato 2013. Aber sie wäre die Richtige nicht. Auch Martin Schläpfer wird jetzt natürlich wieder genannt. Doch der Düsseldorfer Topchoreograf möchte ja nicht mehr alleiniger Chef sein, sich mehr aufs Kreative konzentrieren.
So wäre es am Besten, morgen würde noch kein Name für die Nachfolge fallen und man setzt endlich einmal eine Expertenkommission ein, um zu definieren, wie Tanz in der Hauptstadt an drei Bühnen, gerade in Abgrenzung mit der lokal etwas stagnierenden freien Szene und der konfusen Verteilpolitik für Gastspielgelder künftig geregelt werden muss. Zumal das dann leere Schiller Theater nach dem hoffentlichen Auszug der Staatsoper 2017 auch als Tanzhaus theoretisch zur Verfügung stehen würde. Hier Sasha Waltz plus hochkarätige Gastspieleserien, finanziert von den Festspielgeldern und den Tanz im August-Zuschüssen, das wäre es. Und auf der andere Straßenseite ein toller Chef für das Staatballett, der Wissen und Können um das klassische Erbe mit einem Sinn für das Zeitgenössische und die richtigen Macher vereint. Man wird ja noch träumen dürfen.
Der Beitrag Berliner Staatsballett: Ist Nacho Duato bereits am Ende? erschien zuerst auf Brugs Klassiker.