Die schnell noch vor der Wahl eingetüteten News aus Berlin haben überschattet, das sich am anderen Ballettbrandherd in Deutschland, beim Bayerischen Staatsballett München auch Einiges getan hat – zumindest auf der Webseite. Die ist jetzt nicht mehr ganz so leer wie vorher, denn der russisch geheimniskrämerische, sicher auch als Verschwörungstheoretiker begabte Igor Zelensky hat eben für ein paar personelle Fakten gesorgt. Und das kalkuliert vor seiner ersten Pressekonferenz, um der den Druck zu nehmen. Endlich sind die Besetzungen (aber immer noch nicht deren Termine!) für seine bald hoffentlich abhebenden ersten sechs „Giselle“-Vorstellungen ab dem 23. September bekannt, und damit auch sein bisher so geheim gehaltenes neu, engagiertes Personal. Die gut behütete Winzerinnentochter, eine Münchner Spielplan-Antiquität von 1972, wird übrigens von ihrem Bearbeiter, dem in Kürze 90 Jahre alten Peter Wright aufgefrischt. Sir Peter hat eben in Britannien mit seinen herrlich verklatschen, aber sonst wenig substanziellen Memoiren für einigen Ballett-Gossip gesorgt.
Die neue Münchner Ballettära, wenn es denn eine wird, soll eingetanzt werden von den Lovebirds Natalia Osipova (die bereits vorher in München gastiert hat und am Royal Ballet fest ist) und dem Zelensky-Schützling Sergej Polunin als Gissell und Albrecht, bekanntlich seine größten Asse im Köcher. Aber nur einmal, den beiden werden irgendwie assoziiert regelmäßig erscheinen, aber natürlich vor allem ein lukratives Gastierleben weltweit führen. Vier weitere Besetzungen sind stattdessen zu sehen, quasi ein Showcase für die neuen Solisten, die freilich nicht eben viel Probenzeit haben werden.
Und die da sind: Die Paare Ksenia Ryzhkova und Osiel Gouneo, Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarov, Svetlana Zakharova und Vladimir Shklyarov sowie Ivy Amista und Dmitri Sobolevskiy. Weitgehend Russland an der Isar also. Als Erste Solistinnen sind Ksenia Ryzhkova vom Ballett des Stanislavsky Theaters (Zakarovs zweiter Kompanie) und Maria Shirinkina vom Mariinsky Ballett nach München verpflichtet worden. Die bereits hier seit 2001 tanzende Brasilianerin Ivy Amista wurde ebenfalls an die Damenspitze befördert.
Bei den Solo-Herren neu ins Ensemble kommt Osiel Gouneo. Der Kubaner wechselt als Erster Solist vom Norwegischen Nationalballett an die Isar. Daneben wurden Vladimir Shklyarov (Gatte von Shirinkina) vom Mariinsky Ballett und Dmitri Sobolevskiy (ebenfalls vorher Stanislavsky Theater) engagiert. Das klingt solide, aber ist nicht der große Showstopper.
Entgegen seiner bisherigen vollendeten Tanztatsachen gibt Igor Zelensky folgende Parole aus, sich dabei gleich alert mit den Lorbeeren seines Vorgängers Ivan Liska schmückend, dessen Hinterlassenschaft er freilich frohgemut zerstampft hat: „,Ich bin sehr glücklich, nun an der Spitze des Bayerischen Staatsballets (sic!) zu stehen. Die Kompanie hat ein großartiges Erbe. Es ist meine Pflicht, dieses vielseitige Repertoire zu pflegen und zugleich das Renommee des Ensembles zu steigern. München ist kulturell und wirtschaftlich eine der erfolgreichsten Städte Europas. Mein Ziel ist es, diese Topqualität auch im Ballett zu bieten“, so der neue Leiter der Compagnie, die soeben von der Zeitschrift tanz zur Kompanie des Jahres 2016 gewählt wurde.“
Neben Yuri Grigorevitchs „Spartacus“, Christopher Wheeldons „Alice in Wonderland“ und mehreren Galaabenden gibt es zum Saisonabschluss im Rahmen der Münchner Opernfestspiele „nach mehr als zehnjähriger Pause wieder einen Ballettabend mit Kreationen junger, aufstrebender Choreografen“. Die Zelensky aber noch nicht nennt. Und als ob Liska im Verein mit Bettina Wagner-Bergelt nicht eben diese 17 Jahre lang regelmäßig präsentiert hätten…
Der Beitrag Bayerisches Staatsballett: Die neuen Solisten sind enthüllt erschien zuerst auf Brugs Klassiker.