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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Schweizer Orchesterschließung in Aussicht

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big_lac-esterno-lac-2015-foto-studio-pagiLugano, sonnenbeschienen, blumenduftend, ist eine der reichsten Städte der Schweiz. Schon weil da so viel deutsches Schwarzgeld gebunkert ist. Inzwischen hat man dort endlich auch ein schönes Kulturzentrum. LAC genannt, wurde es um die Fassade des ehemaligen Palace Hotels drapiert und letztes Jahr als Mischung aus Museum und Multifunktionalsaal für 1000 Zuschauer eröffnet. Zusätzlich hatte man in Lugano noch den Großen Saal im betonstarrenden Palazzo dei Congressi und das heimelige, holzgetäfelte Auditorium im Radiotelevisione svizzera (RSI). Dort fand bis 2016 auch das Progetto Martha Argerich statt. Doch das ist genauso Geschichte, wie die es finanzierende BSI Banca Svizzera Italiana, deren Auflösung wegen Geldwäscherei verfügt worden war. Und jetzt wurden die 46 Angestellten des vom Radio unterhaltenen und gegenwärtig von Markus Poschner geleiteten Orchestra della Svizzera italiana (OSI) darüber informiert, dass sie alle per Ende 2017 ihre vorsorgliche Kündigung erhalten werden.

Damit reagiert der Stiftungsrat des Orchesters auf die finanzielle Ungewissheit, die sich aus dem schrittweisen Rückzug der Dachorganisation Schweizer Rundfunkgesellschaft (SRG) aus der Verantwortung für das OSI ergibt. Bis 2012 hatte die SRG das Orchester – das 1935 als Radiosinfonieorchester gegründet worden war – mit jährlich 3,5 Millionen Franken unterstützt. Dann sank der Betrag auf 2 Millionen pro Jahr; der Kanton Tessin, die Stadt Lugano und der Freundeskreis des Orchesters füllten das Finanzloch. Aber per Ende 2017 hat die SRG auch dieses Abkommen aufgekündigt; künftig will sie nur noch einzelne Leistungen des Orchesters einkaufen. Auch die Infrastruktur soll dem OSI nicht mehr wie bisher kostenlos zur Verfügung stehen: Ab 2018 müsste es für den Probesaal im Radiostudio Lugano Besso eine Miete bezahlen.

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Noch hofft man auf eine wie auch immer geartete Einigung mit der SRG, heißt es beim Orchester. Außerdem will man in den kommenden Monaten bei privaten Geldgebern und bei den reichen Gemeinden der Region Lugano um neue Beiträge werben. Das Budget des Orchesters beläuft sich derzeit auf rund 8 Millionen (wozu der Kanton Tessin die Hälfte beisteuert). Dasjenige der SRG liegt bei 1,6 Milliarden Franken, 250 Millionen davon fließen ins Tessin. Das RSI unterhält zudem einen Chor, der von Diego Fasolis geleitet wird und zusammen mit dessen Instrumentalensemble I Barocchisti in Konzerten und auf CDs von Cecilia Bartoli und Max Emanuel Cencic weltweit Furore machte.

 

 

Der Beitrag Schweizer Orchesterschließung in Aussicht erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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