Schon wieder Mozart! Kann man nie genug von haben, außerdem ist heute sein 225. Todestag. Den sollte man freudvoll hörend begehen. Zum Beispiel mit Isabelle Fausts neuester Doppel-CD. Gut Violinkonzert-Ding will Mozart-Weil haben. Da sind sich eigentlich alle Interpreten einig. Entweder man wischt die spieltechnisch durchaus schon von Hänflingen bewältigbaren fünf Solo-Werke in jugendlich-unbekümmerten Schwung einfach so weg, oder man überwindet als reifer Musiker alle Skrupel und lässt sich auf das in kurzer Zeit von dem Zwanzigjährigen als fünfblättriges Kleeblatt komponierte Mirakel der Einfachheit ein; die allerdings so grausam sein kann. Weil sie alles offenbart: Intonationsschwächen, Langeweile, aber auch Angespanntheit und den Wille zur Überinterpretation. Es muss fließen, im Köpfchen wie im Fingerchen. Und das ist das Wunder großer Musik – höchste Künstlichkeit natürlich scheinen zu lassen; vor allem wenn sie so leichfertig wirkt wie bei gerade dieser Stückegruppe. Und selbstverständlich fiedelt die auch jetzt Isabelle Faust mit dem frischen, klangspritzigen Giardino Armonico unter der animierenden Leitung von Giovanni Antonini nicht so einfach lyrisch runter. Da gibt es spitze Töne, kurze Eintrübungen, eine feine, lebendige Rubatokulur und nur ein sehr kurzes, quickes, durchaus riskantes Vibrato. Aber die im Engtanz mit der symbiotischen Instrumentaltruppe harmonisch agierende Solistin problematisiert diese Musik nicht, sie nimmt sie als freudvolles Material, das man scheinbar naiv zum Scheinen, Funkeln, Glänzen bringt. Und dem man den Spaß des erzählerischen, flirrenden Musizierens immer anhört. Klang ist hier Dialog, Kommunikation, auf das Engste verzahnt, Geben und Nehmen, Ping-Pong auf allerhöchstem, genussreichen Niveau. Dafür singt Fausts gar nicht schläfrige „Dornröschen“-Stradivari auch auf Darmsaiten. Und so bekommt dieser oft gehörte Mozart doch plötzlich eine Raffinesse, die betäubt und betört, begeistert und berührt. Das ist so wach und unmittelbar, dass man sofort hinhört, eine beglückende Direktheit vermittelt sich hier. Da gibt es nichts Nebensächliches, jeder Moment ist wichtig, wird ausgekostet: die leisen, fahlen Intermezzi, nahe am Verlöschen, aber auch die vollen Tutti-Fahrten, wo es blitzt und brilliert. Kollektiv und Geigerin können das alles, besonders gut aber zusammen. Und dann darf Isabelle Faust immer auch noch überraschend eins draufsetzen in den hinreißend reflexiven Kadenzen, die sich Cembalo-Kollege Andreas Staier ausgedacht hat. Ein wirklich kostbares, sogar noch um die drei Konzertstücke für Violine ergänztes Mozart-Vergnügen.
Wolfgang Amadeus Mozart: Konzerte für Violine und Orchester Nr. 1-5. Isabelle Faust, Il Giardino Armonico, Giovanni Antonini (harmonia mundi)
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