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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Brugs Beste: Nr. 13 Irnbergers Korngold und Conus

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timthumbSeltsam. Da wird von so manchem Geigen-Girlie jeder noch so unreife Saitenquietscher sofort auf den Markt geworfen. Aber ein sehr guter, gestandener Violinist mit herrlichem Klang und spannenden Interpretationen, der zudem regelmäßig eine schöne CD nach der anderen vorlegt, oft auch mit randständigem, gar ausgefallenem Repertoire, der bleibt ein Fall für Kenner. Die Rede ist von dem 1981 geborenen Salzburger Multitalent Thomas Albertus Irnberger, der inzwischen mehr als 30 Silberscheiben in seinem Katalog hat. Jüngst hat sich eine interessante Kombination dazugesellt: Violinkonzerte von Korngold und Conus, wieder mit dem Israel Symphony Orchestra unter Doron Solomon als klangfeinen, subtil reagierenden Partnern. Erich Wolfgang Korngolds Konzert, 1947 von Jascha Heifetz uraufgeführt, hört man inzwischen auch im deutschsprachigen Raum öfter, doch etwa die Erstaufführung bei den Berliner Philharmonikern ist nicht so lange her; noch immer greift das zählebige ignorante Urteil zweitverwerteter Filmmusik. Das lyrisch-elegische, aber auch technisch intrikate Werk liegt bei Irnberger in besten Händen. Er spielt es mit Liebe und Souveränität, gibt ihm fein melancholisches Sfumato-Flirren, greift aber auch beherzt zu. So durchleuchtet er Struktur und Melodieverlauf vorbildlich, vermeidet mit überraschend lebendigen Rubati jedes Sentiment. Eine echte Rarität ist das 50 Jahre ältere, typisch spätromantische, mit chromatischer Süffigkeit experimentierende Konzert in e-moll von Jules Conus (1869-1942), einem in Moskau geborenem Franzosen, der sich auch Juli Eduardowitsch Konjus nannte. Der Schüler von Tanejew und Arensky spielte mehrere Jahre in Paris in Orchestern und in der Oper. 1891 wurde er Konzertmeister in New York. Von 1893 bis 1901 war er Geigenlehrer am Moskauer Konservatorium und schloss Freundschaft mit Sergei Rachmaninow. Ab 1919 lebte er in Paris, bevor er 1939 nach Moskau zurückkehrte. Dieses Kosmopolitentum zwischen Russland, Europa und den USA hört man auch im schweren Parfüm seines an Glasunow wie Tschaikowsky erinnernden Solowerks mit virtuoser Kadenz und drei, eigentlich einen Bogen schlagenden Sätzen. Als passende Ergänzung gibt es noch die hier ersteingespielte Élégie von Conus sowie vier Stücke aus Korngolds „Viel Lärm um nichts“-Schauspielmusik, die Irnberger mit der Pianistin Barbara Moser so wach wie innig aufführt.

Jules Conus/Erich Wolfgang Korngold: Violinkonzerte. Thomas Albertus Irnberger, Barbara Moser, Israel Symphony Orchestra, Doron Salomon (Gramola)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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