Ein Deutscher als Chefdirigent des Nationalen Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks in Katowice (NOSPR), das ist ein Statement. Zumal dieses als der beste Klangkörper des Landes gilt und zudem eben einen hervorragenden neuen, für seine blendende Akustik gepriesenen Konzertsaal bezogen hat. Und der seit 2012 amtierende Alexander Liebreich bestärkt das noch, indem er sich gegenwärtig einem auf drei CDs angelegten Zyklus mit wichtigen Werken von Karol Szymanowski und Witold Lutosławski widmet. Hier der eigenwillige, die Tonalität erweiternde, nach exotischem Farbrausch suchende Spätspätromantiker, dort der kühle, aber nicht kalte Modernist. Und beide waren sie sensible, um Vergangenheit und Gegenwart wissende Komponisten, deren Musik natürlich eng mit dem Orchester verbunden ist. Auf der letzten Scheibe seiner kleinen polnischen Trilogie hat Liebreich Szymanowskis frühe Konzertouvertüre op. 12 mit ihren rauschhaften Orchestertutti Lutosławskis später und letzter Sinfonie Nr. 4 aus dem Jahr 1994 gegenübergestellt, die dagegen weit verhaltener, kontemplativer wirkt. Doch das NOSPR glänzt in dem einsätzigen Opus durch seine weiche Fülle, klar ausgemessene Strukturen von subtiler Komplexität und eine natürliche Balance der einzelnen Instrumentegruppen. Als dritte Stück ist Lutosławskis einst für Mstislav Rostropovich Cellokonzert zu hören, ein charismatischer Parforcesaitenritt für den immer mutiger reifenden, eloquenten Gautier Capuçon. Das energetische Gegeneinander von Solist und Orchester hat ihr fast kämpferische Züge, spannend in jedem Takt.
Karol Szymanowski/Witold Lutosławski: Konzert-Ouvertüre, Cellokonzert, Symphonie Nr. 4; Gautier Capuçon, Polish National Radio Symphony Orchestra, Alexander Liebreich (accentus music)
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