Heute vor einem Jahr ist Pierre Boulez gestorben. Und während in Baden-Baden wohl seine Villa mit der superben Gemäldesammlung der Moderne versteigert werden soll, wird am 4. März, kurz vor seinem 92. Geburtstag in Berlin für dieses Monstre sacré der Moderne der Pierre Boulez Saal eröffnet, den sein Freund Daniel Barenboim für ihn von Frank Gehry hat entwerfen lassen. Zu Ehren des Namensgebers wird das erste Programm eingerahmt von seiner fanfarenartigen Initiale und sur Incises für drei Klaviere, drei Harfen und drei Schlagzeuger. Natürlich musizieren dabei das aus Studierenden der neuen Barenboim-Said Akademie und dem West-Eastern Divan Orchestra zusammengesetzte Boulez Ensemble, Daniel Barenboim selbst, Jörg Widmann, Anna Prohaska und auch Barenboim-Sohn Michael, der den Vertrauten seines Vaters seit Kindheit kannte. So bleibt alles in der Familie. Mit dessen Anathème I für Solovioline und Anathème II für Violine und Elektronik ist Michael Barenboim europaweit aufgetreten, letzteres hat er auch 2015 bei einer Balletturaufführung von Wayne McGregor in der Pariser Opéra Garnier gespielt, bei der das Auditorium selbst zum Thema wurde. Und beide Boulez-Werke rahmen jetzt auch Barenboims erste, originelle Solo-CD ein, die er als ein „Theater der Geige“ begreift und wie ein Konzert historisch rückwärts inszeniert hat. Auf den ersten, intensiv interpretierten Boulez folgt Béla Bartóks Solosonate, die sich wiederum subtil auf Johann Sebastian Bachs 3. Solosonate C-Dur bezieht. Dem schließt sich das im Pariser Ircam-Studio aufgenommene Anathème II an, das die Möglichkeiten des Instruments über das bloß Akustische hinaus ausweitet und verfremdet. Ein so strenges, wie klug kombiniertes, deshalb faszinierendes Hörabenteuer um drei große Bs, gespielt von einem kleineren vierten.
Michael Barenboim: Bach, Bartók, Boulez (accentus music)
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