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Neuer GMD für die Komische Oper Berlin: Ainārs Rubiķis

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Und schon wieder war der Bamberger Gustav-Mahler-Wettbewerb die Karriereschleuder: Der Dirigent Ainārs Rubiķis, Bamberger Gewinner 2010 wird mit Beginn der Spielzeit 2018/19 Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin. Nach Gustavo Dudamel (2004), dem in Berlin lebenden Lahav Shani (2013), der 2018 das Rotterdam Philharmonic übernimmt und Kahschun Wong (2016), der als GMD nach Nürnberg verpflichtet wurde, folgt nun also der 38-jährige Lette, der 2011 auch noch den prestigeträchtigen Nestlé Young Conductors Award der Salzburger Festspiele einheimsen konnte. Nicht schlecht für eine Konkurrenz, die somit bis auf die Koreanerin Südkoreanerin Shi-Yeon Sung (2007) alle Gewinner gut untergebracht hat. Nicht schlecht zudem für das kleine Lettland, dass in Deutschland bereits mit Mariss Jansons (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks) und Andris Nelsons (Gewandhausorchester Leipzig) zwei Weltklasse-Taktgeber am Start hat.

Ainārs Rubiķis ging freilich nach dem Bamberger Wettbewerbssieg zunächst einmal in die russische Ferne, von 2012 bis 2014 war er Musikdirektor des Opern- und Balletttheaters in Novosibirsk, um sich dort Repertoire zu erarbeiten. Er ist regelmäßiger Gast an der Lettischen Nationaloper in seiner Heimatstadt Riga und nimmt von Barcelona bis Tokio Gastengagements wahr. In der Saison 2016/17 debütierte er unter anderem an der Lyric Opera of Chicago sowie am Theater Basel und dirigierte am Moskauer Bolshoi Theater. In diesem Sommer steht er beim „Fliegenden Holländer“ im Oberammergauer Passionstheater am Pult.

Der GMD-Vertrag an der Komischen Oper Berlin läuft vorerst über drei Jahre. Bereits vor seinem offiziellen Start übernimmt Ainārs Rubiķis Barrie Koskys Koproduktion mit dem Londoner Royal Opera House von Schostakowitschs „Die Nase“, welche im Juni 2018 Berliner Premiere hat. An seinem neuen Berliner Haus hat Rubiķis, der einmal mehr von einer der allmächtigen englischen Agenturen vertreten wird, bisher lediglich im Winter eine Vorstellung „Eugen Onegin“ und im Februar ein Sinfoniekonzert dirigiert.

Intendant Barrie Kosky nennt seinen neuen musikalischen Partner „einen klugen, talentierten Theatermann und einen Teamplayer“. Trotzdem hatte er zunächst für den Italiener Antonello Manacorda votiert, der mit weit mehr Vorstellungen von drei Opern, einem Konzert und der „Barbier von Sevilla“-Premiere eigentlich auch der Wunschkandidat des Orchesters war, sich dann aber im letzten Oktober bei der Abstimmung im Klangkörper wegen dortiger interner Verwerfungen nicht mehrheitlich durchsetzen konnte. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Vorkommnisse noch Rubiķis‘ Stellung beeinflussen werden. Jedenfalls muss festgestellt werden: Weder mit Carl St. Clair der 2012 nach nur zwei Jahren vorfristig wieder ausgeschieden ist, noch mit dem von Kosky berufenen Henrik Nanasi, der Ende der Spielzeit nach fünf Jahren aufhört, hat man sehr viel Fortüne gehabt.

Denn die Komische Oper ist traditionell ein Haus, wo die Szene großgeschrieben wird. Auch Yakov Kreizberg (GMD von 1994-2002) und Kirill Petrenko (von 2002-2007) mussten sich erst ihre Stellung erkämpfen, das vergisst man gern, wenn das Haus sich heuet ihrer rühmt. Ainārs Rubiķis freilich gibt sich professionell frohgemut: „Das Amt des Generalmusikdirektors an der Komischen Oper Berlin bedeutet für mich, Teil eines Theaterkollektivs und für selbiges verantwortlich zu sein: für die kreative Begegnung von Solisten und Solistinnen, Orchestermusiker und -Musikerinnen, Chorsolisten und technischem Personal ebenso wie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Schneiderei, Dekorationswerkstätten und Kartenkasse. Es bedeutet, mit und für all diese Menschen, die das Theater lieben, zu arbeiten. Und diese vereinte Anstrengung hat ein gemeinsames Ziel: ein kleines Wunder zu erschaffen für alle auf und hinter der Bühne und natürlich im Publikum. Die größte Freude für mich ist darüber hinaus, dass ich eine neue kreative Familie kennenlerne, mit der ich durch Dick und Dünn gehen werde – Rückschläge überwinden und Erfolge feiern werde. Kurzum: zusammenhalten in guten wie in schlechten Tagen.“

Er wird sich an diesen idealistischen Worten messen lassen müssen. Sicher aber wird ihm in Berlin zugute kommen, dass er ursprünglich Chordirigent gelernt hat. Sind doch die Chorsolisten der Komischen Oper traditionell eine besondere Stütze dieses nach wie vor besonderen Hauses.

Der Beitrag Neuer GMD für die Komische Oper Berlin: Ainārs Rubiķis erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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