Konservatives Roll Back, einfach nur zu viele neue Projekte oder ein ganz normaler demokratischer Vorgang? Während die Vorstände der Wiener Philharmoniker für gewöhnlich fast Helmut-Kohl-hafte Amtszeiten genossen (der immer noch anderweitig überaktive Clemens Hellsberg saß 17 Jahr auf dem Sessel), wurde heute Andreas Großbauer nach nur drei Jahren im Amt bei einer Orchesterversammlung wieder abgewählt – ihm folgt zum 1. Septtember Daniel Froschauer. Der gebürtige Wiener gehört den Ersten Geigen seit 1998 an, seit 2005 als Stimmführer. Er ist langjähriges Komiteemitglied und verantwortete bisher die philharmonischen Kammermusikaktivitäten sowie den „Vienna Philharmonic and Suntory Music Aid Fund“, der sich um Sozialprojekte in Japan kümmert.
Neben dem neuen Vorstand wurde auch ein neuer Geschäftsführer als Nachfolger von Harald Krumpöck gewählt. Diese Position übernimmt ab 1. September der Kontrabassist Michael Bladerer, ehemaliger Pressesprecher und langjährige Betriebsrat des Orchesters, dem eine stramm konservative Gesinnung nachgesagt wird. Andreas Großbauer, der gute Kontakte zum für das Orchester so wichtigen Operndirektor Dominique Meyer unterhält und dessen Frau Maria nicht von ungefähr von diesem zur neuen Chefin des Wiener Opernballs gekürt worden war, gratulierte seinen Gewinnerkollegen mit den üblich diplomatischen Floskeln, er freue sich auf die Umsetzung „vieler spannender Projekte“.
Ganz egal, wie man das nun politisch hinter den Kulissen des Orchesters bewerten will, das sich zwischen Oper, Salzburg und den eigenen, überquellenden Aktivitäten nicht verlieren sollte, für das philharmonische Glamourpaar Großbauer ist das natürlich ein herber Rückschlag. Aber dieser war wohl so von den Kollegen gewollt. Auch den besten Musikern ist eben der Neid nicht fremd…
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