Wow. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so gespannt auf eine Produktion von Pier Luigi Pizzi gewartet hätte. Noch dazu auf eine aus dem Jahr 2002! Aber der inzwischen 87-Jährige konnte erstaunlicherweise immer sehr gut lustige Sachen inszenieren – von denen er eher wenige herausbrachte. Und so auch in Pesaro Rossinis erste Oper für die Scala, die etwas lange, aber sehr hübsche Buffa „La Pietra del Paragone“, die eigentlich eine Goldoni-ähnliche Sittenkomödie mit komischen Einsprengseln ist. Diese „Liebesprobe“ wurde als letzte Nummer im ROF-Premieren-Trio 2017 in der Adriatic Arena wiederaufgenommen. Und offenbar war für Carlus Padrissa am Vortag die Vorgabe gewesen, mit wenig Bühnenplatz und Einfach-Kulisse auszukommen, auf dass dahinter Pizzis elegant weißer Bungalow (er ist auch sein Ausstatter) vor weißem Horizont umso besser zur Geltung komme. Das tut er, zweistöckig, mit vielbenutztem Pool und einem Hauch von Palm Springs. In jeder Beziehung. Hier wurde offenbar besonders auf der Barihunk-Webseite gecastet, schließlich handelt es sich um die erste und einzige Sixpack-Buffa. Der komplett sonnengegrillte Gianluca Margheri hat davon reichlich, was er gern ausstellt, dafür weniger Stimme. Doch die Balance ist für den verliebten Conte Asdrubale ok. Auch wenn es in der Beziehung zur angeblich in ihn verschossenen Marchesa Clarice kaum knistern mag; das nicht nur, weil Aya Wakizono hübsch, aber aseptisch singt. Dafür führt sie viele schrill-bunte Flatterkleidchen à la Pizzi/Pucci vor, so wie auch der Rest des vokal unbedeutenden Damentrios; immerhin macht sich Marina Monzó (Donna Fulvia) die Dalida-Tuffperücke nass. Fein und fesch als porzellanzarter Rokoko-Tenorcherub im Great-Gatsby-Outfit: Maxim Mironov (Cavalier Giocondo) mit silbrig lasiertem Ton. Entspannte Laune mit und ohne Badehose verbreiten Paolo Bordogna (Pacuvio) und Davide Luciano als missgüstiger Journalist Macrobio. Die dummen Liebesstreiche der Reichen begleitet klangsatt das RAI Orchestra unter Daniele Rustioni: prächtig und präzise prickelndes Rossini-Vergnügen. Endlich stimmt beim ROF 2017 der Belcanto-Genuss! Bald mehr in Oper! Das Magazin.
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