Ein Universalist. Jürgen Rose ist Bühnen- und Kostümbilder und Regisseur. Er hat durchaus auch dramaturgisch hinter den Kulissen mitgewirkt. Er war ein pädagogisch beflügelnder Lehrer. Nur den Schauspieler, der er ursprünglich werden wollte, den fand er dann doch nicht in sich. Er ist dafür ein sehr lebendiges Stück deutscher Theater-, Oper und Ballettgeschichte als ästhetische Leitfigur für John Cranko, Rudolf Noelte, Otto Schenk, Thomas Langhoff, John Neumeier und Dieter Dorn – um nur von seinen langjährigen Bühnenpartnern zu sprechen. Er ist ein Bauernsohn aus der Magdeburger Börde, der sich zu einem international gefragten Genießer von Stoffen, Farben und Räumen entwickelt hat. Von München bis Berlin, London bis Wien, Paris bis New York, Salzburg bis Bayreuth, er mochte es pompös, ja luxuriös, war und ist aber auch gleichzeitig ein unbarmherziger Perfektionist.
Heute präferiert er die Einfachheit, gern auch folkloristisch durchwirkt, den weißen, bisweilen leeren Raum, oft aber mit einem seiner so bedeutungsvollen Stühle. Sein Stadthaus in München-Bogenhausen wie auch sein Landhaus samt Garten in Murnau sind Museen seiner selbst und Spiegel seiner Persönlichkeit, Orte der Erinnerung, aber auch Atelier der Zukunft. Jürgen Rose, klug, streitbar, schwierig und großzügig, der einige der langlebigsten, schönsten und deshalb auch lange nachwirkenden Ausstattungen der deutschen Theatergeschichte schuf (sein Stuttgarter „Romeo und Julia“ läuft in – einige Male überarbeiteter Fassung – seit 1962, hat sich, obwohl er eigentlich möchte, immer noch nicht zurückgezogen, ist immer noch aktiv. Wenn auch nicht auf dem schwindelerregenden Output-Niveau der Siebziger und Achtziger.
Gerade sitzt er an einer wieder mal üppigen Ausstattung für eine Stuttgarter Ballettproduktion. Und für ein Bonmot, über das, was er heute auf der Bühne sieht, denn er geht noch viel und gerne, ist er immer gut. Jürgen Roses Theater, das war und ist in Ort des Staunens und der Verzauberung, der Verführung und der Lust, der Illusion und des Spiels. Wirklichkeit ist anderswo. Er lädt lieber ein, sie können auch ganz minimalistisch sein, zu fantastischen Reisen an einen Ort der Künstlichkeit, des nicht nur schönen Scheins, aus Abfallmaterial oder aus Damast. Genießerisch nachzublättern ist dieses herrlich Vermächtnis in Sibylle Zehles wissender Liebeserklärung in Coffeetable Book-Form (Verlag für moderne Kunst) Heute wird Jürgen Rose, dieses so nahbare Monument, 80 Jahren alt.
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