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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Robin Ticciati und das DSO Berlin: erste CD und erstes (offizielles) Konzert

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Heute Abend eröffnet Robin Ticcati als achte Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters seine erste Spielzeit offiziell. In der glücklicherweise noch von Berliner Wutbürgern unbesetzten Philharmonie. Und zuvor hat er über 1000 Musikbegeisterte am Wochenende in einer nahen Passage lässig im roten T-Shirt durch einen Symphonic Mob gesteuert. Bereits im klirrkalten Januar aber hat der eben 34 Jahre gewordene Engländer, angetan mit einer Art Trainingshose und Turnschuhen, an einigen schneereichen Tagen sein neues Appartement in Mitte verlassen, um in der bullig warmen Jesus-Christus-Kirche in Dahlem seine erste gemeinsame Platte mit dem Orchester aufzunehmen: ein ziemlich anspruchsvolles, ihm exzellent vertrautes französisches Programm von Claude Debussy und Gabriel Fauré zwischen Antike und Moderne, Natur und Künstlichkeit. Es wurde ein auch thematisch klug verknüpfter, kontrollierter Rausch der Farben, sinnliches und sinnfälliges Miteinander im impressionistischen Schillern, bei dem alle auf Kurs blieben. Und ein paar versteckte Verbeugungen vor seinem Mentor gibt es zudem. Das hier herrlich auf und ab flutende, fein flirrende, aber auch mächtig tosende Tonpoem „La Mer“ spielt auch Simon Rattle sehr gern. Dessen Frau Magdalena Kožena singt und wispert sich mit herb-feiner und nuancierter Farbpalette Stimme durch die sechs, vom Ex-Philharmoniker Brett Dean für Orchester von zart bis delikat, jedenfalls extrem durchscheinend arrangierten „Ariettes oubliées“. Und dann gibt es auch noch feinsinnigen Fauré, die Bühnenmusik-Suite zu Maeterlincks „Pelléas et Mélisande“ (das ja Debussy in eine Oper verwandelt hat) sowie das von Robin Ticciati fast wie ein Fetisch gepflegte „Pénélope“-Präludium.

Für das Orchester ist das in dieser Massierung selten begangenes französisches Terrain. Doch mit zupackender Weichheit und betörendem Schmelz amalgamiert man sich stilistisch gekonnt. Robin Ticciati und das DSO – das könnte richtig gut werden. Heute Abend geht es aber in die Vollen: Auf Jean-Féry Rebels programmtisch-barocken Urknall „Les éléments“ folgt als Deutsche Erstaufführung Thomas Larchers Sinfonie Nr. 2 „Kenotaph“ als Platzhalter für die zu erwartende Moderne. Und dann will es Robin wirklich wissen: Richard Strauss` „Also sprach Zarathustra“ soll den richtig fetten Orchestersound entfesseln und zugleich darf der spätromantische Übermenschen-Schwulst nicht nur bessere Filmmusik bleiben. Wir sind seeehr gespannt! Und werden dann beim britischen Botschafter gepflegt feiern.

Debussy, Fauré: Orchesterwerke (Linn Records/Outhere)

Der Beitrag Robin Ticciati und das DSO Berlin: erste CD und erstes (offizielles) Konzert erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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