Es muss doch nicht immer bierernst sein. Neue Oper als zeigefingernde Welterklärungsmaßnahme (wenn sie nicht mal wieder in der Antike tiefgründelt) haben wir genug. Nach der Uraufführung bei der Ruhrtriennale und vor der Pariser Station an der Opéra comique ist Philippe Manourys Musiktheater „Kein Licht“ nun in Straßburg an der Opéra du Rhin beim musica-Festival als Eröffnungspremiere der Ära von Eva Kleinitz zwischengelandet. Und obwohl hier mit Elfriede Jelinek als mäandernder Textlieferantin schwerstes Librettogeschütz aufgefahren wird, ist der pausenlos zweistündige Abend trotz todernster Thematik von einer schrägen, seltsam verqueren, sich zum Glück nicht ganz ernst nehmenden Leichtigkeit. Obwohl es um Fukushima, verseuchtes Wasser, fehlenden Strom geht. Da strahlt nicht nur der Humor, sondern giftiggelb auch die Brühe, die sich irgendwann über das ganze Bühnenbecken ergießt. Erst aber beginnt es mit einem bellenden wie schwanzwedelnden Hund, was als Musikgestus vom Solotrompeter der später von Julien Leroy dirigierten „United Instruments of Lucilin“ mit gestopfte Tröte aufgegriffen wird. Und endet mit einem von einem Comic-Trump herbeigeführten Weltuntergang, dem sich die beiden vergnüglich dauerplappernden Akteure Caroline Peters und Niels Bormann im Glitzerkleid, dann in Strampelanzügen und schließlich als Elementarteilchen in der Raumkaplsel entziehen. Dazu lässt Manoury, die Elektronik klabautern, tritt auch mal selbst auf, oder gibt den Freejazzer. Angerichtet wurde dieses seltsame Musikmenü im Geist von Dada und Fluxus von Nicolas Stemann als ein wenig routiniert laufendes Comedy-Kabarett. Mehr bald in Oper! Das Magazin.
Der Beitrag Fluxus-Happening in Straßburg: Philippe Manoury macht sich mit Jelinek den Trump erschien zuerst auf Brugs Klassiker.