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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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CD: Oboen-Virtuosa Céline Moinet lässt die Schumann-Romanzen milde strahlen

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Patentes Mädel. Seit zehn Jahren spielt die gerade mal 33-jährige Céline Moinet nunmehr als erste Oboistin in der Dresdner Staatskapelle. Und heute vereint die aus Lille Gebürtige alle Tugenden der französischen Schule mit dem altgold-urdeutschen Musizieren der Sachsen. Sie hat einen eleganten, fluid silbrigen, quicken Ton, doch holt sie auch lauschige Wärme aus dem launischen Rohr, bläst mit Kraft und Finesse, risikobereit und souverän. Sie kann herausfordern, locken, aber auch versonnen erzählen, schöne Legatolinien spinnen. Das tut sie in der Oper wie im Konzert, gern lässt sie sich auch ausleihen zu den Wiener Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und anderen Spitzenformationen. Sie pflegt die Kammermusik und seit vier Jahren hat sie zudem eine Professur an der Dresdner Musikhochschule Carl Maria von Weber. Trotzdem hat sie auch noch Zeit gefunden, hatte die Lust und den Mut, ihre nunmehr dritte CD aufzunehmen. Nach einem abenteuerlustig abwechslungsreichen Soloalbum im Jahr 2012 folgte Méditations eine Platte mit melodiebverliebten Obernarien-Bearbeitungen für Oboe und Harfe. Und während sie sich mit Konzerten noch immer zurückhält, hat sie jetzt die Plattenfirma gewechselt und auf eigene Faust (besser: mit eigenen, ziemlich flinken, aber eben auch sensiblen Fingern) erstmals die klassische Form mit Oboenstücken samt Klavier gewählt. Und das als zum Teil bearbeitete All-Schumann-Werkauswahl, Robert und ein wenig Clara ist auch dabei. Da wollte es jemand so richtig wissen, auch weil es gleich mit einem Oboenreferenzwerk losgeht, den Drei Romanzen op. 94.

Céline Moinet findet dafür den richtig wohlig versonnenen, doch konzentrierten Ton, und einer der besten Schumann-Interpreten am Klavier, Florian Uhlig, ist ihr der goldrichtig auserkorene Pianopartner. Zu denen gesellt sich für die fitzeligen Sechs Studien in kanonischer Form op. 56, die hier so gar nichts akademisch Trockenes haben, der ihn nicht nur als Solocellist der Sächsischen Staatskapelle nahe Norbert Anger mit nobelrundem, zurückhaltenden Ton. Von Clara gibt ebenfalls Drei Romanzen (ursprünglich für Violine) op. 22, von Robert sind noch Kinderszenen-Arrangements (natürlich auch die „Träumerei“), zwei weitere Lieder, das „Abendlied“ für ursprünglich Klavier zu drei Händen op. 85 und drei der fünf Cellostücke im Volkston im Repertoirekörbchen. Hier kann Celine Moinet von der Virtuosa bis zur kontemplativ Feinsinnigen alle ihre Spieltugenden entfalten – und derer sind es viele. Die Oboe erweist sich dabei wiedermal als wunderbar waches Dialoginstrument mit einem herrlich parierenden Klavier. Hier verplappert sich nichts oder wird gar redundant: Eine rundum gelungene Kammermusikscheibe! Und Celine Moinet macht einmal mehr klar: neben Albrecht Mayer (der als nächstes Italienisches im CD-Ofen hat) ist durchaus noch Oboenplatz!

Céline Moinet: Schumann Romances (Berlin Classics); bis 13. Oktober muss man sich noch gedulden. Oder zu L&P Classics in Berlin, Welserstr. 28 gehen, da gibt es die CD schon vorab.

Der Beitrag CD: Oboen-Virtuosa Céline Moinet lässt die Schumann-Romanzen milde strahlen erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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