Es war wieder Reisetag auf der aktuellen Tournee des Gewandhausorchesters mit Herbert Blomstedt, die dessen 90. Geburtstag genauso feiert wie das 275. Jubiläum des ältesten bürgerlichen Orchesters. Diesmal ging es, wieder per Charter, von Karlsruhe nach Wien. Wo man luxuriöse sechs Nächte Station macht und vier Konzerte gibt. Zeit genug für viele, auch ein paar Familienangehörige nachzuholen, ein wenig private Zeit im Zentrum einer schönen Stadt zu genießen. Das lädt die Batterien auf für Budapest und den Asienteil der Tour. Es ist ja noch nicht einmal Halbzeit. Und sogar mein Hotelzimmer hatte die thematisch passende Wandbehübschung (siehe links) parat.
In Karlsruhe gab es eine nostalgisch-freudig-wehmütige Überraschung: Wir werden auf EW5203 am EuroWings-Schalter eingecheckt, die Maschine ist – am Morgen nach dem offiziellen Airline-Ende – aber von Nikki und das Air-Berlin-Logo prangt noch am Seitenruder, am Eingang und anderswo, auch die Crew trägt noch Uniformteile. Nur Schokoherzen, die gibt es nicht mehr!
Kein Konzert dann am Abend, deshalb ein wenig Statistik. Die Tour dauert 28 Tage, es gibt 17 Konzerte mit sechs Werken in fünf Programmen. Gespielt wird in zehn Städten, acht Ländern und zwei Kontinenten. Es fallen für die meisten Mitwirkenden acht Flüge, drei Zugfahrten und sehr viele Bustransfers an. In Wien war das Gewandhausorchester bereits 58 mal zu erleben – 42 Konzerte davon fanden im Großen Musikvereinssaal statt, in dem das Orchester auch auf dieser Tournee halt macht. Das erste Konzert in London fand im Jahr 1958 unter Franz Konwitschny statt. Es folgten 57 weitere Aufführungen. In 42 Konzerten war das Gewandhausorchester bereits in Paris zu erleben. Dabei trat es in der französischen Hauptstadt eher als an jedem anderen Ort dieser Tournee auf: Schon 1931 spielte es im Salle Pleyel unter dem damaligen Gewandhauskapellmeister Bruno Walter. In Luxemburg gastierte das Gewandhausorchester ab 1954 insgesamt neun Mal (davon fünf Mal in der Philharmonie), in Baden – Baden ab 1956 acht Mal, davon vier Mal unter Blomstedt.
Neun Konzerte zählen die Orchesterannalen in Budapest, 87 Aufführungen (darunter 34 mit dem Thomanerchor) in Tokio seit 1961. Bereits zwölf Mal gastierte das Orchester in Yokohama. In Taipeh trat das Gewandhausorchester im Rahmen von sechs Konzerten auf, auch in Sapporo war das Orchester bereits sechs Mal.
Und noch eine Kuriosität: die Sachsen haben gegenwärtig gleich zwei Ex-Berliner Konzertmeister dabei: Sebastian Bräuninger war von 1994 bis 1996 Mitglied der Berliner Philharmoniker, ab Januar 1997 bis zu seinem Engagement in Leipzig 2001 Konzertmeister des Deutschen Symphonie-Orchesters. Andreas Buschatz, Konzertmeister bei den Philharmonikern seit 2010, wechselte gerade zu Beginn der Saison an die Pleiße. Morgen mehr!
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