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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Brugs Beste: Nummer 1 – Ein sehr besonderes Forellenquintett

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Gut, wir haben alle unser Witze gemacht. Denn ja, dieser Seidenrobenkoikarpfen, der sich da querräkelt, ist seltsam bis gewöhnungsbedürftig. Aber heißt das, diese hörenswerte Neuaufnahme von Franz Schuberts immer wieder animierendem Forellenquintett ist deswegen der Egotrip einer Geigerin geworden? Nein, können wir nicht sagen, obwohl natürlich diese erste Stradivari-Violine von Anne-Sophie Mutter durchaus zu führen versteht. Ja, und auch das Klavier, an dem kein geringerer als der russische Wunderwuzzi Daniil Trifonov sitzt, macht sich nicht klein. Mus es ja auch nicht, schließlich hat es nicht nur stromlinienförmige Begleitfiguren zu spielen. Von den Saiten zu den Tasten wird also durchaus hinreißend und beredt dialogisiert. Aber auch die mittleren und tiefen Stimmen dieses sehr besonderen Kammermusik-Fünfers können sich hören lassen: Hwayoon Lee, die eine durchaus distinguierte Bratsche führt, Maximilian Hornung gar nicht feucht säuselnd am Cello und ein kräftig zupackender, auch mal gegen die Flussrichtung Kontra gebender Roman Patkoló am Bass. Das ist also diesmal, bei einer solchen Besetzung schwierig, kein eingespieltes Trio-Team plus Ergänzung, sondern da plantschen zwei Alphatiere, die sich gut verstehen. Dazu gluckern drei ehemalige Stipendiaten der Mutter-Stiftung, die längst zu eigenen Stimmen im Klassikteich herangereift sind, das passt durchaus. Was an letzter Vertiefung und an blind vertrauendem Teamwork fehlt, wird durch Spontaneität und Tonschönheit wettgemacht: Fünf Individuen klingen wirklich zusammen. Und die zwei ganz großen Stars, durch eine Generation getrennt, spielen mit Hornung zudem eine langsam dichten, zart empfundenen Triosatz D 897 sowie – quasi als generöse Zugabe – zwei Duo-Arrangements von Elman und Heifetz über Schuberts „Leise flehen meine Lieder“ und das „Ave Maria“. Man möge also schön zuhören, statt nur seine Vorurteile zu pflegen. Auch wenn die zwei größer als Schubert gedruckten Starnamen dem zu widersprechen scheinen…

Franz Schubert: Forellenquintett u.a. Anne-Sophie Mutter, Hwayoon Lee, Maximilian Hornung, Roman Patkoló, Daniil Trifonov (Deutsche Grammophon)

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