Natürlich ist da ganz viel Ambition. Der 45-jährige Vladimir Jurowski, der seit Jahrzehnten in Berlin lebt, aber im Ausland internationale Karriere gemacht hat, gegenwärtig in Moskau, Bukarest und London noch Positionen aufrecht erhält, möchte sich vor allem in Deutschland neu aufstellen. Dafür könnte ihm die Position als Musikchef der Bayerischen Staatsoper ab 2021 gerade Recht kommen. Dafür wird er gegenwärtig jedenfalls wieder in einigen Münchner Medien aufgeregt gehandelt, nachdem es freilich aber auch schon Gerüchte gegeben hatte, er habe bereits wieder abgesagt. Fakt ist jedenfalls: Er hat dort bisher nur vor zwei Jahren eine einzige Premiere dirigiert, Prokofiews „Der feurige Engel“. Ein Werk, das so wirkungsvoll ist, dass man damit Furore machen kann, für welches aber kaum jemand Vergleichsreferenzen hat. Viel konkreter ist freilich gegenwärtig Jurowskis vierter Job, der als neuer, ehrgeiziger Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. In dieser Position hat er zum Amtsantritt bereits seine zweite CD mit dem ihm frisch verbundenen Klangkörper vorgelegt. Die bindet auf sinnfällige Weise Richard Strauss’ hier gar nicht gigantoman, sondern flüssig und intelligent interpretierte Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ mit Mahlers „Totenfeier“ und dem selten zu hörenden Sinfonischen Präludium für Orchester zusammen. Da haben wir also dessen ersten erhaltenen Orchesterversuch aus seiner Studienzeit mit Bruckner sowie die erste, nacktere Fassung des 1. Satzes der späteren 2. Sinfonie und daneben die raffinierte, souverän instrumentierte Strauss –Orchestersprache, acht Jahre später entstanden. Jurowski macht daraus überzeugend den Klang der Jahrhundertwende, noch nicht endzeitvergrübelt, aber doch mit vielen Fragezeichen durchsetzt. Zudem führt er die Tugenden seines Strauss-versierten Orchesters vor und führt sie gleichzeitig in Mahlers Welt ein, die dem Orchester ja zumindest von Seiten seines vorherigen Chefdirigenten Marek Janowski verschlossen blieb, und die er jetzt konsequenter pflegen will. Eine klanglich schöne Zwischenbilanz also. Zu der sich besten eine neue Doppel-CD mit Vladimir Jurowskis Moskauer Klangkörper fügt, dem Staatlichen Akademischen Russischen Sinfonieorchester „Evgeny Svetlanov“. Dessen Namenspatron war es nämlich, der die großen Tschaikowsky-Ballette in herrlich farbenprächtigen, kraftvollen Versionen eingespielt hat. Und daran knüpft jetzt Jurowski mit einer durchaus schnellen, straffen, ungemein funkelnden Fassung von Tschaikowskys „Dornröschen“ an. Edler hat es unter dem Weihnachtsbaum selten gefunkelt als in diesem wunderfein zwischen tänzerischem Schwung und sinfonischem Gemälde ausbalancierten Märchenpanorama.
Richard Strauss/Gustav Mahler: Also sprach Zarathustra, Totenfeier, Sinfonisches Präludium, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladmir Jurowski (Pentatone); Peter Tschaikowsky: Dornröschen. Staatliches Akademisches Russisches Sinfonieorchester „Evgeny Svetlanov“, Vladimir Jurowski (ica Classcis)
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