Kein Skandal, aber auch kein wirklicher Triumph. Die Diva hat ihren Willen bekommen: Sopransuperstar Anna Netrebko durfte an der Mailänder Scala zur Saisoneröffnung an der Seite ihres Gatten Yusif Eyvazov den ordentlichen Applaus entgegennehmen. Der aserbaidschanische B-Tenor hat somit die höchsten Weihen des Opernbetriebs empfangen. Er kann nicht besonders spielen, beschränkt sich auf stereotype Gesten und seine Stimme hat wenig Farben. Er ist ein solider Gebrauchskünstler, bei der Prima fehl am Platz. Auch die Gattin wirkte bei ihrem Rollendebüt als Maddalena gestresst, sang später eine bewegend gesteigerte „Mamma morta“. Nur laut schmetterte Luca Salsi als gegenwärtiger Gérard vom Chenier-Dienst seine Phrasen. Mario Martone inszeniert die Lebens- und Liebesgeschichte eine Dichters der französischen Revolution brav und strikt nach Textbuch. Ärmlich sind die Kulissen; dafür hat Ursula Patzak viele, faltenreiche „Les Misérables“-Kostüme schneidern lassen. 1982 hat Riccardo Chailly hier schon einmal „Andrea Chenier“ dirigiert. Diesmal tat er es als Scala-Musikdirektor. Giordanos kompakten, dichten Vierakter spielte das bestens gepflegte Orchester mit Gusto und Verve, schnell, rhythmisch beweglich, ohne Rubatoschluchzer, aber auch ohne große, den Saal umarmende Legato-Italianità. Das passte zur emotional sehr sachlichen Prima. Bald in Oper! Das Magazin. Und noch eine Galerie der Scala-Bellezze…
Der Beitrag Sachliche Revolutionsschmonzette: „Andrea Chenier“ als Scala-Prima mit Yusif und Anna erschien zuerst auf Brugs Klassiker.