Schade, nur noch wenige Male werden wir wach und können uns auf diese inzwischen fast täglich per Pressemeldung eintrudelnden bunten Bilder aus Salzburg freuen. Die mit dieser Fremdenverkehrsdirektorin, die immer so nett lauter berühmte Menschen vorstellt, herzt und busserlt. Bisweilen schneidet sie auf den Fotos auch eine Torte mit ihnen an, wenn es ein Anwesenheitsjubiläum zu feiern gibt. Die ganze Welt ist hier immer himmelblau, schön und ungetrübt. Salzburg, der ewige Sound of Music.
Doch halt, das ist ja gar nicht die Fremdenverkehrsdirektorin, sondern Helga Rabl-Stadler, die endlich unumschränkt herrschende Präsidentin der Salzburger Festspiele im Kreise ihrer Lieben. O du, mein Österreich! Hier heißt die Sponsorenbetreuerin und Geldeintreiberin noch Präsidentin und der Ministerpräsident von Salzburg ist der Landeshauptmann. Und der hat eben befunden, dass die so wunderbar repräsentierende Frau Rabl-Stadler bitte, bitte, nicht 2017, also nach 22 Dienstjahren in Rente gehen möge, sondern doch mindestens bis 2020 bleiben solle, wenn nicht gar „auf Le-he-benszeit“, wie es so schön im hier immer gern gespielten „Rosenkavalier“ heißt.
Denn endlich seien die Festspiele wieder wunderbar, und alle lieben sich. Eine Seltenheit im Intrigenstadl Salzburg. Sogar die Sache mit dieser komischen zeitgenössischen Oper zur Eröffnung, die habe der Herr Landeshauptmann der Frau Präsidentin verziehen, denn so schlimm sei die ja gar nicht gewesen. Und die so Gelobte ziert und wendet sich ganz g’schamig und verlegen, beharrt noch einmal auf ihrem selbstgewählten Abgangstermin, aber wird sich wohl – wir kennen doch unsere Salzburger – sicherlich umstimmen lassen.
Was, leider, das Schlechteste wohl nicht wäre. Denn war auch 2015 das künstlerisch uninteressanteste Jahr der jüngeren Salzburger Festspielgesichte und ließ auch noch der interimistisch mitregierende Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf seinen Unterkünstlern per Dienstanweisung jegliche politische Meinungsäußerung verbieten, weil es doch echt ein paar „Jedermann“-Musiker gewagt hatten, beim Anblick einiger missliebiger Rechtspolitiker im Publikum ein paar Takte der Internationalen (die diese nicht mal kannten) anzustimmen, es gibt wohl keine Helga-Alternative. Ihr Amt nämlich wird von politischen Mehrheiten besetzt, und die da schon als Nachfolger in der Reserve lauern, können allesamt ihr nicht das Präsidentinnenwasser reichen.
Denn das dringend benötigte Drittmittel-Geld eintreiben, das kann sie, die Madame. Die Frauenhasser Gerard Mortier und Alexander Pereira hingegen, das seien schreckliche Intendanten gewesen, sagte sie eben in einem Interview, aber mit dem kaum sichtbaren Peter Ruzicka wäre sie bestens ausgekommen. Klar, die einen wollten was, hatten einen künstlerischen Anspruch und haben das auch nach Außen hin vertreten; Ruzicka aber überließ ihr nur allzu gern das repräsentative Terrain. Soll sie also Präsidentin bleiben. Auf Le-he-benszeit! Es ist durchaus lustig mit ihr. Zu künstlerischen Dingen möge sie dann aber bitte wieder schweigen, ab 2017, wenn Markus Hinterhäuser, der bereits berufene Intendant, mit leider wenig Geld alles besser machen soll. Dafür darf sie dann aber gern weiter Helgas tägliche Terrassentalk-Bilder verschicken, denn wir werden sie schon ab 1. September als Aufheiterung vermissen.
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