Ja, Liszts Weihnachtsbaum kennt man, ebenso Schumanns Knecht Ruprecht aus dem Album für die Jugend; und dann ist da noch Messiaens großer, hier den Rahmen sprengender Zyklus Vingt regards sur l’enfant Jésus. Aber die versammelten Werke von Selim Palmgren, Ferruccio Busoni, Sergei Lyapunov, Ignaz Friedman, Franciszek Brzezinski, Johan Peter Emilius Hartmann, Alfred Tofft, Gustav Helsted, Carl Nielsen, Charles Koechlin, Andre Jolivet, Arnold Bax und anderen dürften selbst die Pianokenner überraschen. Denn Peter Froundjian ist hier wirklich als Sherlock Holmes mit Punschkrapfenspürsinn und Tannennadelduftnase in den Archiven und digitalen Bibliotheken unterwegs gewesen, um Klaviermusik ab der Romantik zu finden, die mit Weihnachten in Bezug steht. Und er ist auf sehr sympathische Weise fündig geworden. Denn eigentlich alle diese Stücke sind so originell wie heimelig, angefangen von Selm Palmgrens impressionistisch kuschelig fallenden, sogar ein wenig mit Dissonanzen gewürzten Snörflingor – Schneeflocken. Da wird von Busoni facettenreich die Nuit de Noel beschworen und es gibt von ihm zudem die Sonatina in diem Nativitatis Christi. Brzezinski präludiert über ein heimatliches Noel en Pologne, die Schweden Hartmann und Trofft fantasieren über Juletrost und Jule–Idyl. Nielsens kleine Fantasie Drømmen om „Glade Jul“ (Der Traum von „Stille Nacht“) bearbeitet die Melodie von des berühmtesten Weihnachtsliedes. Während sich so mancher mit eher neutralen Pastoralen begnügt, klingt doch auch der Bax-Titel sehr hübsch: O Dame Get Up and Bake Your Pies (Variations on a North Country Christmas Carol. Peter Froundjian, Spezialist für kaum bekannte Klaviermusik und Gründer des seit 1987 alljährlich in Husum stattfindenden, international renommierten Festivals „Raritäten der Klaviermusik“, führt mit Entdeckerfreunde und sensitivem Tastenkönnen diese traditionelle wie besinnlich-feierliche, dabei erstaunlich abwechslungsreiche Musikmischung vor. Eine Weltersteinspielung sind Friedmans „Noël“ sowie die zwölf Pastorales von Charles Koechlin. Einen weiteren Zyklus solcher Hirtenmusiken steuert Désiré-Émile Inghelbrecht bei. Es müssen eben nicht die immergleichen aus jedem Kaufhauslautsprecher plärrenden saisonalen Lied-CDs als akustische Gabentischbeigabe sein.
Peter Froundjian: Christmas Piano Music (Sony Classcial)
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