Wenn das mal kein schlechtes Vorzeichen auf das Jahr 2018 für die sowieso schon von Defiziten wie Sexskandalen gebeutelte Metropolitan Opera ist: nun hat mit Starbassbariton Bryn Terfel auch noch das letzte verbliebene Originalcastglied seinen Abschied aus der „Tosca“-Silvesterpremiere erklärt – wegen einer durch Ermüdungserscheinungen bedingten Zyste, wie der zerknirschte Waliser mitteilen ließ, der schon seit fünf Jahren nicht mehr am Hudson gesungen hat. Wir erinnern uns: Erst mochte Anna Netrebko zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, sondern nur bei der Wiederaufnahme im April. Dann stellte Jonas Kaufmann fest, dass kurz vorher Weihnachten ist und er doch lieber gerne bei den Kindern in München sein wollte. Er würde aber die zweite Hälfte der Vorstellungen plus Kinoübertragung singen. Das wiederum wollte die Met nicht, die ihn von seinem Vertrag entband und stattdessen Vittorio Grigolo engagierte. Dann sprang die erste Ersatz-Tosca Kristine Opolais, deren stimmlich Verfassung sich rapide verschlechtert, was bei ihrer Baden-Badener-„Tosca“ wie bei ihre Arien-Beitrag in der Jubiläums-Met-Gala deutlich zu hören war, schon vorab von Bord. Weil dieser erzwungene Abgang angeblich nicht mit ihrem dirigierenden Gatte Andris Nelsons abgesprochen war, stiegt der dann ebenfalls aus. Für Opolais singt nun Sonya Yoncheva. Der Pultersatz James Levine verschwand aus den bekannten Gründen vom Besetzungszettel, für ihn dirigiert Emmanuel Villaume. Und nun singt statt Tefel Željko Lučić. Da fällt einem für dieses Albtraum eines Castingdirektors natürlich sofort dieser berühmte Agatha-Christie-Roman mit dem heute so politisch unkorrekten Titel ein (Englisch: „And Then There Were None“). Immerhin, Regisseur David McVicar, der die nüchterne, von den New Yorker Puccini-Fans als zu modern empfundene Luc-Bondy-„Tosca“ durch eine dezidiert opulent-konservative ersetzen soll, probt immer noch….Aber warum soll es dem einem Kunstinstitut im Lincoln-Center besser gehen, wenn auch das andere von Skandalen geschüttelt wird. Inzwischen haben fünf ehemalige und noch aktive Tänzer und Tänzerinnen des New York City Ballet öffentlich erklärt, dass sie vom allmächtigen und offenbar sehr jähzornigen Chef Peter Martins auch körperlich bedroht und misshandelt worden seien. Zudem ist ein von der American Ballet School angestrengte Untersuchung wegen sexueller Übergriffe des bekannt promisken Dänen anhängig, deswegen hat er eine Auszeit genommen. Der wird also vermutlich auch nicht mehr an seine alte Arbeitsstelle zurückkommen.
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