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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Brugs Beste: Nummer 14 – Lucas Debargue fasziniert auch im dritten CD-Anlauf

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Nach der dritten hörenswerten CD ist man sicher keine Eintagsfliege, weder auf dem CD- noch auf dem Klassikkonzertmarkt. Und jetzt, wo sich der schräge Reiz von Lucas Debargue und seiner Geschichte als klavierspielender Nerd, der flügellos, aber hinter einer dicken Brille versteckt 2015 in einen Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbsgewinn (auch wenn es nur der 4. Platz war) einfach so hineingestolpert ist, langsam aber sicher verflüchtigt, da merkt man gewiss: Dieser eigentlich gar nicht so schräge, nur auf reizend französische Art introvertierte Jüngling von inzwischen 27 Jahren hat durchaus etwas zu einem Komponisten zu sagen und kann das auch pianistisch mitteilen. Das ist kein Stochern im Notennebel, irgendwie süß, verpeilt und eben anders, hier bildet sich jemand interpretatorisch dezidiert eine Meinung und sag die auch. Ja, er ist etwas anders, wenn er seinen Schubert, in diesem Fall die 14. Sonate a-moll D784, gefolgt von der 13. A-Dur D664, nüchtern, streng und strukturiert anlegt, ihn durch eine ausufernde, dennoch im lyrischen Fluss bleibende Agogik partout nicht zum emotional eher dunklen Singen bringen will. Pranke und Technik zeigt er dann in der zerrissen insistenten 2. Sonate A-Dur op. 21 von Karol Szymanowski. Alles drei gewichtige Werke, keine kleinen Etuden und Impromptus. Hier muss Farbe und Fingerfertigkeit bekannt werden. Über beides verfügt Lucas Debargue, und stellt sie extrem kontrastiv aus. Den Schubert modernisiert er, macht ihn harmonisch fast zum Zeitgenossen Szymanowskis, dessen 1910 komponierte Sonate er wiederum zwischen Variationsfolge und furiosem  Fugato in der wild schmerzenden Virtuosengeste eines Franz Liszt verortet und doch dissonant zerspringen lässt. Sein Spiel ist ein körperhaftes, vor allem im Schubert spürt man ihn und den Flügel auch akustisch, doch darum auch ein sehr plastisches, irdisches, greifbares. Man erfährt das Ringen um den richtigen Ton, selbst auf der gut abgemischten, geschnittenen CD. Das ist aufregend und unmittelbar.

Lucas Debargue: Sonaten von Schubert und Szymanowski (Sony Classcial)

Der Beitrag Brugs Beste: Nummer 14 – Lucas Debargue fasziniert auch im dritten CD-Anlauf erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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