Ups, er hat es wieder getan, aber erst zum zweiten Mal. Diesmal aber richtig. Albrecht Mayer, einer der bestgehenden, aber auch besonders fleißigen Solokünstler der Universal hat pünktlich zum Weihnachtsgeschäft (samt darin eingebetteter, immerhin 12-teiliger Tour) als zwölfte Soloveröffentlichung eine CD mit italienischen Oboenkonzerten herausgebracht. Obwohl man denken würde, das solches – neben Bach – das Hauptgeschäft für sein Instrument sei. Doch er hat lieber anderswo gesucht. Nach einer ersten Scheibe, die sich 2008 geographisch auf Venedig beschränkte, ist jetzt der ganze Stiefel zum Blasen, Drücken und Tasten dran. Theoretisch. Wobei man das nicht so eng sehen darf: diese Musik war damals, am Anfang des 18. Jahrhunderts, quasi die lingua franca des musikalischen Hochbarock und in ganz Europa gelitten. Antonio Vivaldi (1678-1741) wirkte in Venedig, wo auch der kaum bekannte Domenico Elmi (ca. 1676-1744), nachgewiesen ist und starb in Wien. Giuseppe Sammartini (1695-1750) stammte aus Mailand, starb aber in London, und der Bolognese Giovanni Alberto Ristori (1692-1753) in Dresden – nachdem er auch eine Zeitlang in Warschau und St. Petersburg gelebt hatte. Wieder hat Mayer in diversen Bibliotheken zwischen Dresden und Stockholm gesucht und ist in der Endauswahl sechsmal fündig geworden. Das bekannte Solostock Vivaldis geht er mit fast keuschem Ton an, erstmals zu hören sind das spannungsvolle Elmi- und ein Sammartini-Werk. Begleitet wird er ganz authentisch und abwechslungsreich von I Musici di Roma. Die galten lange als Pioniere des berüchtigten Italo-Nähmaschinen-Barock, haben sich aber hörbar stilistisch weiterentwickelt. So verteilen sie und Mayer jetzt akustische Bacci – mit ein paar bittersüßen Amaretti darunter. Dolce!
Albrecht Mayer: Tesori d’Italia. I Musici di Roma (Deutsche Grammophon)
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