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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Brugs Beste: Nummer 21 – Isabelle Faust und Pablo Heras-Casado setzen Mendelssohn neu auf

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Altes, respektive Vertrautes neu gehört. Das muss sein. Unbedingt. Und so macht es natürlich auch Sinn, sich die x-te Einspielung des Violinkonzerts von Felix Mendelssohn zuzulegen, eines der populärsten überhaupt, von jedem ambitionierten Geigenschüler nach den Mozartwerken angegangen. Die Virtuosa Isabelle Faust vermag es freilich, das vielfach auch malträtierte Stück wirklich neu und frisch, zart und zupackend erblühen zu lassen. Nach 30 Jahren Praxis damit ist sie gewissermaßen nach Null zurückgekehrt, um sich und Mendelssohn neu aufzusetzen. Durch bisweilen nur zarte Akzentverschiebungen, Temporückungen, ohne hier mutwillig gegen den Strich zu bürsten. Sie hat freilich auch ihre archivalischen Hausaufgaben gemacht, sich in den Notizen dreier an der Entstehung des 1844 verfertigten Konzerts beteiligten Geiger über Fingersätze, den Einsatz leerer Saiten und Flageolett-Töne sowie über das historisch informierte Dauerthema Vibrato (oder besser: Non-Vibrato) kundig gemacht und zieht ziemlich radikale Konsequenzen. So „spricht“ das Werk auf einmal auch durch einen verstärkten Portamento-Gebrauch neu, es dialogisiert ganz anders mit dem Orchester, es sind übrigens die Freiburger, bestvertraut unter dem wachen Pablo Heras-Casado als bewährte Romantikpartner. Und mit Mendelssohn pur geht es auf diesem bemerkenswerten Album weiter. Auf eine temperamentspralle, schön swingende Hebriden-Ouvertüre folgt, dieses Jahr unvermeidlich, die Reformationssinfonie. Die klingt nobel aber auch sehr fleischig, deftig, man meint das Instrumentegekröse zu spüren. Umso zarter kontrastiert dazu natürlich das „Dresdner Amen“-Motiv. Zackige Soforzati treiben den Fluss voran, weiche Rundungen sucht man bei diesem packenden, erdverbundenen Zugriff vergeblich. Hier wird instrumental geschuftet, das gibt der Musik aber auch eine selten so zu hörende Direktheit und Kraft.

Felix Mendelssohn: Violinkonzert. Hebriden-Ouvertüre. Sinfonie Nr.5 „Reformation“. Isabelle Faust, Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado (harmonia mundi)

Der Beitrag Brugs Beste: Nummer 21 – Isabelle Faust und Pablo Heras-Casado setzen Mendelssohn neu auf erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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