Muss das wirklich sein? Christian Thielemann und die Dresdner Staatskapelle widmen ihr diesjähriges, vom ZDF am 31. Dezember ab 17.30 Uhr übertragenes Silvesterkonzert dem 100. Jährigen UFA-Jubiläum und man hat dazu ein schönes, abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Mit Höhepunkten aus den Filmklassikern „Frauen sind keine Engel“, „Die drei von der Tankstelle“, „Der blaue Engel“, „Münchhausen“ oder „Tanz auf dem Vulkan“ verabschieden man beschwingt das Jahr 2017. Als besondere Rarität wird ein separates Salonorchester Musik des großen Marek Weber spielen. Und mit Angela Denoke, Elisabeth Kulman und Daniel Behle sorgt eine mit dem Repertoire bestens vertraute erstklassige Sängerbesetzung für Charme und Schwung, für Ohrwürmer und Filmnostalgie! Aber muss dazwischen an diesem besonderen Abend wirklich als brauner Schandfleck auch der zweitweise verbotene NS-Propaganda-Film „Die große Liebe“ auftauchen, in dem Zarah Leander vor schunkelnden SS-Offizieren „Davon geht die Welt nicht unter“ röhrt und zu Beginn des Russlandfeldzugs „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ im Damenbass gellt? Deren Texte schrieb der schwule Bruno Balz, den dieser Film als „Beitrag zur Kriegsanstrengung“ aus der Gestapo-Haft und drohender KZ-Abschiebung rettete. Hinterher wurden immer wieder auf den ambivalenten Charakter dieser Schlager hingewiesen – die Welt geht entweder vom Bombenhagel nicht unter oder von den „Bösartigkeiten der Nazis“. Aber in den Filmbilder schunkelt eben auf ewig die SS…
Muss solches also nun ausgerechnet in der Semperoper und für die TV-Nation sein, die sich im pegidafinsteren AfD-Sachsen vorbildlich verhalten hat? Sind die Zeiten auf einem Auge an Silvester blind, dass man einfach so mal zündeln sollte?
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