Eine Primadonna macht schon einen Belcanto-Sommer. Aber gleich zwei, Königinnen noch dazu, in einer einzigen Oper, die sich wie die Katzen befauchen, gipfelnd in jenem famosen ersten Finale, wenn Maria Stuart statt für Frieden zu sorgen, Elizabeth, ihrer Rivalin um dem englischen Thron, der „unreinen Tochter der Boleyn“, verachtungsvoll „Bastarda“ entgegenschleudert – das ist ein Fest nicht nur für die Freunde der italienischen Oper, für Divenflüsterer, Zickenkrieg-Liebhaber und Fans der Golden Girls wie Frauen weit über dem Rand des Nervenzusammenbruchs. Auf Youtube findet sich eine wunderbare Best-Of des Chick Fights zwischen den hassspeienden Regentinnen in Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“, und alle legendären Primadonnen-Namen sind dabei. Auch die der Wiener Starpaarung Edita Gruberova und Agnes Baltsa aus den opernplüschigen Achtzigerjahren, die für alle lokalen Nachfolgerinnen eine schwere Hypothek darstellt. Trotzdem wagte sich das Theater an der Wien an das Werk.
Dem vielbeschäftigen Christof Loy ist kaum etwas eingefallen. Diesmal hat die leere, Loy-Drehbühne Katrin Lea Tag konstruiert. Es gibt manieristische Arrangements, die nichts bedeuten. Da wird schon vom ersten Ouvertürentakt auf der extrem steilgestellten, knarzenden Scheibe gewuselt, gerannt und gebarmt. Die beiden in großer Robe steckenden K(r)ampfhennen Maria und Elisabetta mittenmang. Elisabeth singt Alexandra Deshorties mit rostig-scharfem Timbre. Nicht viel zu melden haben die Herren in den genreüblichen Libretto-Verwickelungen zwischen Politik und Liebe, etwa der der zwischen zwei Frauen (ver)zweifelnde Tenorino Leicester (Norman Reinhardt).
Die Maria der Marlis Petersen trägt auch mal Hosenanzug. Gekämpft hat sie anfangs. Im zweiten Teil ist sie nur noch lyrische Intensität, hell, klar, mit fein getupften Koloraturen. Italianità geht anders, aber diese universelle Sängerin meistert auch diese, ihr ein wenig fremde Aufgabe. Das ist faszinierend zu sehen und zu hören, obwohl sie instrumental vom unsauberen ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter dem faden Paolo Arrivabeni wenig kreative Unterstützung erfährt. Bald mehr in Oper! Das Magazin
Der Beitrag Maria Stuarda im Theater an der Wien: schwache Opernhinrichtung erschien zuerst auf Brugs Klassiker.