Gab es was zu feiern? Durchaus! Seit zehn Jahren finanziert Liz Mohn mit ihrer Musik- und Kulturstiftung das Opernstudio der Berliner Staatsoper Unter den Linden. 30 Sänger haben in dieser Zeit das Programm durchlaufen und sind auf der Bühne der Lindenoper wie des Schiller Theaters gestanden, aus nicht wenigen wurde was – und sechs sind dort gegenwärtig engagiert. Mit dem neuen Intendanten Matthias Schulz hat Liz Mohn gerade ein weiteren Vier-Jahres-Vertrag abgeschlossen und auch die Finanzmittel erhört. Darauf wurde später in der praktischerweise in Schrittnähe liegenden Bertelsmann Vertretung angestoßen, vorher aber prostete man sich musikalisch im Apollosaal zu. Der klingt auch nach der (hier wenig offensichtlichen, hauptsächlich ihn heller erstrahlen lassenden Renovierung ein wenig hart, aber doch erstaunlich gut für so viel uns umgebenden Marmor und Stucco lustro. Zunächst redeten – bereits drei Minuten vor der eigentlichen Anfangszeit, Gütersloh Time eben – Liz Mohn und der schnell verschwundene Daniel Barenboim (er probt nach der „Tristan“-Premiere bereits – reizvoller pädagogischer Kontrast – an Verdis Schwanengesang „Falstaff“). Barenboim blieb kurz beim Thema Internet hängen und sagte, auch im Bezug auf das, was das Studio den jungen Sängern an Lehre und Praxis zu vermitteln hat, den schönen Satz: „Das Internet liefert Information, ein Gedicht aber ist Bildung.“ Kann man natürlich auch durch eine Arie ersetzen.
Zehn ehemalige Sängerinnen und Sänger des Opernstudios waren jetzt also angetreten, auf das übliche Italo-Deutsche Arien-Mix der ersten Hälfte folgte ein überraschender Mahler/Wagner-Liedteil, teilweise in der Schönbergschen Redux-Fassung mit Mitgliedern der Staatskapelle wie der Orchesterakademie. Kompetent und spannungsvoll dirigiert oder am Klavier begleitet von dem Mussin-Schüler Alexander Vitlin. Alle Vortragenden haben Engagements, teilweise im Ensemble renommierter Häuser oder frei. Und trotzdem wunderte man sich, wie unfertig mancher immer noch wirkt, wie hölzern in der Gestik oder fad im Vortrag. Ein netter Papageno ist eben nicht unbedingt ein eloquenter Mahler-Sänger.
Sehr fertig und stilistisch versatil, wenngleich als Pamina im Carmen-Outfit optisch leicht daneben: Narine Yeghiyan aus dem Ensemble der Lindenoper. Wirklich tadellos: der ungarische Prachtbariton Gyula Orendt, den sich ebenfalls das Haus geschnappt hat, und der mit seinem Glanzstück, dem „Perlenfischer“-Duett, sowie zwei sehr gut interpretierten „Liedern eines fahrenden Gesellen“ beeindruckte. Während sein Duo-Tenor Abdellah Lassri, der vor einem Jahr sogar die „Traviata“-Premiere unter Barenboim singen durfte, nach wie vor schönes Material, aber unfertige Gestaltung anbot. Beachtlich auch, was der steingesichtige Südkoreaner Kyungho Kim an Tenorstahl entfesselte, das könnte bei guter Führung durchaus Richtung Wagner-Fach gehen. Und am Ende – Queen Liz ist anwesend – gab es neben Blumen und Küsschen natürlich auch das „Traviata“-Brindisi für alle. Nur diesmal ohne Sektglas und Tenortanz mit der Chefin. Der bleibt eben doch den Berliner Konzerten nach dem „Neue Stimmen“-Wettbewerb vorbehalten…
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