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Channel: Manuel Brug – Brugs Klassiker
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Lyon, Straßburg, Marseille: das tut sich dort 2018/19 in der Oper und Operette

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Als er seine Pläne für die Opéra de Lyon konzipierte, konnte Intendant Serge Dorny noch nicht ahnen, dass sich dort seine lange Leitungszeit doch einem Ende zuneigt. Ab 2021 wird ja nun die Bayerische Staatsoper übernehmen. Aber noch geht es zwischen Saône und Rhône in bewährtem Maßstab in der Saison 2018/19 weiter. Hier kommt der später nach Stuttgart weiterwandernde „Mefistofele“ von Boito (bewährter Regisseur: Alexander Ollé, am Pult der vielgefragte Musikchef Daniele Rustioni). Und wie so oft wird vieles von anderswo als Koproduktion kommen, zum Beispiel Claus Guths Händel-Blick in eine Kindheit „Rodelinda“ (Regiedebüt in Lyon, nachdem ihn Stéphane Lissner in Paris eingeführt hatte; Stefano Montanari hält den Taktstock), aus London reist das sehr gute Warlikowski-„Totenhaus“ (Alejo Perez ist musikalisch zuständig) an, ebenfalls als französische Erstaufführung die neue Oper von George Benjamin „Lessons in Love and Violence“ (Katie Mitchell, Alexandre Bloch).

Das jährliche Festival ist dem Thema „Schicksal“ gewidmet und startet mit der französischen Erstaufführung von Tschaikowskys „Zauberin“ (der Ausnahmekünstler Andriy Scholdak inszeniert zum ersten Mal in Frankreich, Rustioni dirigiert). Dazu kommen „Il Ritorno d’Ulisse“ von Monteverdi in der fast schon klassischen William-Kentridge-Zurichtung der Handspring Puppet Company aus Südafrika (Philippe Pierlot mit seinem Ensemble Ricercar Consort ist für den Klang zuständig) sowie Purcells „Dido and Aeneas“ (das  – hier zum wiederholten Male – David Marton unter dem Nebentitel „Remember me“ mit dem Werk des Komponisten und Jazzgitarristen Kalle Kalima verknüpft; Pierre Bleuse dirigiert). Das ist eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale. Und zum 200. Offenbach bringt der auch hier groß gemachte Komödienspezialist Laurent Pelly mit dem Dirigenten Michele Spotti „Barbe-Bleue“ heraus.

Mutiger kommt uns auch die Pläne für die zweite Spielzeit von Eva Kleinitz an der Opéra du Rhin in Straßburg vor, die auch nor Colmar und Mulhouse bespielt.  Das  älteste  Werk  aus  dem  Jahre  1675  ist  die einst von Thomas Hengelbrock in Innsbruck wiederendeckte „La  divisione  del  mondo“ von Giovanni Legrenzi, die Christophe Rousset und sein Ensemble Les Talens Lyriques gestalten und Jetske Mijnssen inszeniert. „Don  Giovanni“  bringen Marie-Eve  Signeyrole und Christian Curnyn heraus. Rossinis „Barbiere di Siviglia“ eröffnen die die Saison, Michele Gamba steht am Pult, für Regie, Bühne, Kostüme sorgt Pierre-Emmanuel Rousseau. Auch Straßburg feiert Jacques Offenbach, sehr bedeutsam mit der kritischen Neuausgabe des singenden Kläffers „Barkouf oder ein Hund an der Macht“ (Mariame  Clément, Jacques  Lacombe).

Aus Flandern kommt die Jubiläumsgabe für Claude Debussy, der gelungene „Pelléas  et  Mélisande“ (Sidi Larbi Cherkaoui, Damien Jalet und Marina Abramović mit Franck Ollu am Pult). Den „Freischütz“ betreuen Jossi Wieler, Sergio Morabito als Debüt in Frankreich, Patrick Lange dirigiert. Und die zweite, Argentinien zugedachte Ausgabe des Festivals „arsmondo“ stellt  als französische Erstaufführung „Beatrix Cenci“ von Alberto Ginastera, dirigiert von Marko Letonja ins Zentrum. Auch das Ballett widmet sich diesem faszinierenden  Land  mit  einer  Neuproduktion  von  Piazzollas  „Maria  de  Buenos  Aires“. Radhouane El Meddeb stellt seine Version des „Schwanensees“ vor, und Ballettchef Bruno Bouchés zeigt nter dem Motto „Geister Europas“als erste Kreation für sein Truppe „Fireflies“,zusammen mit „Der grüne Tisch“ von Kurt Joos.

Und noch ein kurzer Blick nach Marseille. Da geht die städtische Oper, die sonst gern auch für französischen Raritäten gut ist, diesmal auf Nummer spielplansicher. Aber interessant ist, dass seit fünf Jahren auch das Théâtre de l’Odéon unter derselben Leitung steht und als einziges Haus in Frankreich sich permanent um Operette kümmert. Nicht nur sind hier sämtliche Offenbach-Einakter zu erleben, es gibt auch Raritäten wie Lopez’ „La Belle de Cadiz“, Hervés „Le petit Faust“, Lecocqs „La fille de Madame Angot“ oder vom Lokalmatador Vincent Scotto „Un de la Canebière“.

Der Beitrag Lyon, Straßburg, Marseille: das tut sich dort 2018/19 in der Oper und Operette erschien zuerst auf Brugs Klassiker.


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