Wer sich rarmacht, der wird auch mit wenigen Auftritten bejubelt: immerhin 13 Konzerte gibt Kirill Petrenko, der designierte Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, in der führerlosen nächsten Saison des Orchesters. Das ist ein Steigerung von 333 Prozent, die freilich auch auf eine Tournee (6 Konzerte) und Baden-Baden (eins) verteilt sind. Aber immerhin drei Programme gibt es mit ihm zu Hause (eines mit dem Bundesjugendorchester). Und gleich zu Anfang mit Beethovens 7. Sinfonie, Strauss’ Don Juan und Tod und Verklärung Kernrepertoire satt. Mit 121 Sinfoniekonzerten (90 mit 31 Programmen in Berlin) und sechs Opernaufführungen (zwei konzertant in Berlin) von Verdis „Otello“ mit Daniele Gatti sind die unter Simon Rattle etwas angeschwollenen Vokalaktivitäten wieder zurückgeschraubt worden. Und eine Spielzeit ohne Chef bedeutet natürlich mehr Möglichkeiten für die übrigen Dirigenten. Vor allem die assoziierten Youngsters wie Daniel Harding, Andris Nelsons, Gustavo Dudamel, Tugan Sokhiev (auch Waldbühne) und Yannick Nézet-Séguin sind mit je zwei Programmen vertreten, ebenso Paavo Järvi zu dem offenbar die Liebe wieder entflammt ist. In der Tradition seines Vorgängers Claudio Abbado wird Simon Rattle in Zukunft in jeder Saison mindestens ein Programm dirigieren, 2018/19 schon zwei, eine Wiederaufnahme der Bachschen Johannes-Passion sowie Musik von Lachenmann und Schumann. Zu den Dirigenten, die nach längerer Zeit wieder bei den Philharmonikern auftreten, gehören Sakari Oramo und Valery Gergiev.
Mit Petrenko geht es nach Salzburg, Luzern und London mit Dudamel nach Frankfurt, Nakhon Pathom (Thailand), Kaohsiung und Taipeh (Taiwan), Peking, Shenzhen und Xi’an (China) Im Februar 2019 spielt man unter Nézet-Séguin erstmals in zwei neuen Konzertsälen in Polen, im National Forum of Music in Wrocław und in der Konzerthalle in Katowice sowie in Hamburg und Paris. Das Europakonzert wird von Daniel Harding geleitet und findet im Pariser Musée d’Orsay statt. Anschließend geht es nach Turin und Lugano, später mit Sokhiev nach Düsseldorf und noch einmal nach Hamburg. Das Silvesterkonzert leitet Daniel Barenboim. Erstmals am Dirigentenpult der Berliner Philharmoniker stehen Jakub Hrůša, Michael Sanderling und Constantinos Carydis. Der russische Pianist Daniil Trifonov ist Artist in Residence mit fünf Programmen. Dem englischen Komponisten George Benjamin, dem auch das Musikfest Berlin einen Schwerpunkt widmet, ist Composer in Residence.
Der Beitrag Die Berliner Philharmoniker 2018/19: Kirill Petrenko vervierfacht seine Aktivitäten erschien zuerst auf Brugs Klassiker.