Sie sind die berühmteste Boy Band der Welt, obwohl sie stets gestandene Männer waren und sie haben sich ständig ausgetauscht: The King’s Singers, die gegenwärtig ihren 50. Geburtstag mit einer Welttournee und mit der Tripple-CD-Box „Gold“ feiern. Insgesamt 26 Sänger hatte bis heute das im englischen Cambridge am King’s College von damaligen Chorstipendiaten gegründete Ensemble. Im Vereinigten Königreich erreichte seine Popularität in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren ihren Höhepunkt, in Deutschland, bei seinem treuersten Publikum, ist sie ungebrochen. Etwa 12 Jahre ist die Verweildauer in der immer aus zwei Countertenören, zwei Baritonen, einem Tenor und einem Bass bestehenden A-Capella-Truppe. Innerhalb dieser wechselvollen Jahre mit Änderungen des Ensemblenamens, personellen Umschichtungen und der Erschließung eines weitläufigen Repertoires zwischen Gesualdo und Billy Joel, Orlando di Lasso und diversen Folksongs blieben The King’s Singers dennoch ihrem wesentlichen Merkmal treu: einem exakt balancierten Singen, geprägt von technischer Meisterschaft. Der Bass Jonathan Howard und der Tenor Julian Gregory sprechen Deutsch und geben gern Einblicken in das Innenleben der Truppe.
Ja, es gibt noch Kontakte zu Ex-King’s Singers. Wir haben viele jetzt während der Jubiläumsfeierlichkeiten getroffen. Und auch sonst wissen wir, wo sie sind, wenn wir was fragen wollen. Wir geben 130 Konzerte weltweit, sind 200 Tage auf Tour. Man muss den Reisestress verdauen, das schaffen wir ganz gut. Wir sind nicht wie Streichquartette, deren Mitglieder bisweilen in verschiedenen Hotels logieren.
90 Prozent unserer Arbeit ist Hören. Damit der Sound in jedem Saal gut ausbalanciert ist. Stimmt unserer Klang, der bei uns wie ein Instinkt geworden ist, weil wir sehr genau auf die andern fünf hören, dann geht der Spaß los. Denn unsere Konzerte sollen Spaß machen, deshalb mixen wir sie aus unserem über die Jahrzehnte gewaltig gewachsenen Repertoire. Es ist immer schön, gerade in Deutschland, viel Romantik zu singen, man merkt, dass ist dem Publikum vertraute Musik, die es bisweilen noch selbst singt. Das ist gleich eine ganz andere Vibration.
Wir machen dreimal im Jahr Ferien, da sind wir alle separat unterwegs. Wir proben meist nur an Konzerttagen, etwa zwei Stunden, das ist unser Einsingen, da üben wir aber dann vor allem neues Repertoire oder neue Programme. Niemand kämpft um jeden Preis für seine Ideen, sondern gewöhnlich schaffen wir zusammen eine Lösung, welche dann auch die beste für die Musik ist. Das ist das wichtigste dabei und daran hat jeder seine Freude.
Wir verwalten uns selbst, einer ist für die Finanzen verantwortlich, ein andere für die Planung, ein dritter für die Notenbibliothek, ein vierter für die Reiseorganisation. Da waren zum Beispiel früher pro Woche nur ein Anruf nach Hause aus Japan erlaubt. Wir haben aber natürlich aber auch in jedem Land Management vor Ort, so ist das gut aufgeteilt.
Es dauert immer sehr lange, bis ein neuer Sänger eingearbeitet ist. Schon die Auswahl ist schwierig. Der Kandidat soll nicht nur gut singen können und sich vokal abheben, er soll sich gleichzeitig klanglich einpassen und es muss natürlich auch die Chemie stimmen. Meist fragen wir einen Kandidaten, der uns empfohlen wurde. Zum King’s Singer wird man also berufen. Man darf sich beim Singen nicht verkrampfen. Man muss natürlich dazu passen, das kann man nicht erzwingen. Wir haben ja keinen Leiter, entscheiden alles zusammen.
Wir sind ja oft kopiert worden, aber das Geheimnis unseres Erfolges ist dann eben doch die Qualität, unser sehr besonderes, stetig noch wachsendes Repertoire und unserer good spirit. Das Tolle an den King’s Singers ist, dass wir alles covern – von Renaissance bis Pop. Wir haben etwa 3000 Stücke, und 800-1000 sind gegenwärtig im Gebrauch. Aber damit die Plattenfirmen zu überzeugen ist in gewisser Weise nicht leicht, da die uns nicht ohne weiteres in eine der Kategorien Klassik oder Pop einordnen können. Crossover ist ja eines der Gebiete auf dem die King’s Singers entstanden sind und wenn wir Crossover singen, ist das für uns vollkommen natürlich. Das Publikum erwartet genau diese Mischung: vom Renaissance-Madrigal bis zum Hitparadenstück, aber eben King’s-Singer-like!
Das wesentliche Merkmal der King’s Singers: Sie sind mehr ein Musikinstrument als eine Gruppe von Sängern. Wir singen in Farben. Das Repertoire muss zu unserem Klang passen, nicht umgekehrt. Deshalb verpflichtet auch dieser Sound. Wir versuchen, den durch die wechselnden Besetzungen zu erhalten. Den 50 Jahre Tradition bedeuten schließlich etwas. Es sollen ja noch mindestens 50 weitere werden…
Termine: 20. Juni Berlin, 21. Darmstadt, 23. Köln, 24. Oldenburg, 12. Juli Ratzeburg, 13. Meldorf, 15. Lübeck, 16. Wotersen, 17. Kiel., 21. Arnstadt, 22. Wiesbaden, 17.September. Naumburg., 11. Oktober Kleve, 12. Dresden, 17. Rosenheim, 20. Baden-Baden, 28. Freiburg, 24. November München
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