Der Totalumbau an der Wiener Staatsoper schreitet voran. Der ab 2020 designierte Direktor Bogdan Roščić hat nach Philippe Jordan als Chefdirigenten und Sergio Morabito als Chefdramaturgen für die künstlerische Leitung des Balletts an der Wiener Staatsoper und der Volksoper Wien Martin Schläpfer berufen. Der dann fast 61-jährige Schweizer ist derzeit künstlerischer Direktor und Chefchoreograf des Balletts der Deutschen Oper am Rhein. Martin Schläpfer studierte Ballett in St. Gallen und an der Royal Ballet School in London. 1977 wurde er zum Basler Ballett engagiert, wo er schnell zum Solisten avancierte und 1990 die Ballettschule Dance Place gründete, an der er auch zu unterrichten begann. 1994 wurde er als Direktor zum Berner Ballett berufen und gründete die Stiftung Visions of Dance. Von 1999 bis 2009 leitete Martin Schläpfer das von ihm neu formierte Ballett Mainz, das unter seiner Direktion in die erste Reihe der deutschen Ballettcompagnien aufrückte. 2009/10 übernahm er als Direktor und Chefchoreograf das seitdem vielfach ausgezeichnete Ballett der Deutschen Oper am Rhein. Neben den Aufführungen in den Stammhäusern Düsseldorf und Duisburg tritt die Compagnie regelmäßig bei Gastspielen im In- und Ausland sowie bei internationalen Festivals auf.
In seinem inzwischen über 60 Werke umfassenden Schaffen hat Martin Schläpfer seinen Stil immer mehr zu einer ebenso individuellen wie zeitgemäßen Ballettkunst verdichtet. In Wien freilich war noch nichts von ihm zu sehen. Und er selbst schien in letzter Zeit eher amtsmüde, wollte sich mehr auf seine Kreationen konzentrieren und diese auch verstärkt weltweit zeigen. Doch jetzt hat ihn, eben hat er einen hervorragenden modernen „Schwanensee“ als sein erstes großes Handlungsballett für Düsseldorf choreografiert, neuerlich der Ehrgeiz gepackt. In Wien wird er freilich zwei Kompagnien führen und eben auch die Klassik bedienen müssen. Dafür wird er von seinen bisherigen Tänzern nur wenige mitnehmen. Aber es könnte ein spannendes Experiment werden, wie der gegenwärtig beste deutschsprachige Choreograf mit dem klassischen Instrumentarium an einem Traditionshaus umgeht, dafür sorgt, dass Klassikfreunde wie Fans der Moderne in einem gut gemischten Repertoire einer kreativen Kompanie zum Zuge kommen.
Martin Schläpfer sagt zu seinem Wechsel: „Ich werde diese wunderbare Herausforderung mit all meinem Wissen und meiner Erfahrung – aber vor allem mit meiner ganzen schöpferischen Kraft angehen und zu füllen versuchen; mit großer Demut und Respekt vor den beiden Häusern, der Stadt – ihrer Historie – und der Leistung meiner Vorgänger. Das Wiener Staatsballett wird auch unter meiner Direktion das grandiose klassische Repertoire pflegen und aufführen, aber auch klare Zeichen in Richtung des Zeitgenössischen unserer Kunstform setzen. Ich werde alles für das weitere künstlerische Wachstum der Compagnie tun. Das ist mein Auftrag und mein Ziel.“
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